laut.de-Kritik
Nostalgische Italo-Klassiker und ein eigener Song.
Review von Toni HennigTill Brönner war schon immer ein Fan von Konzeptalben. Weihnachtsmusik gehört genauso zu seinem Repertoire wie Filmmmelodien. Nun widmet sich der Trompeter und Flügelhornist, der seine Kindheit in Rom verbrachte, auf "Italia" italienischen Songklassikern der 60er- bis 80er-Jahre. Die Platte nahm er gemeinsam mit Produzent Nicola Conte, dem Neuerer zwischen Jazz, Bossa Nova und Clubkultur, in Rom und Bari auf.
Schon "Estate", im Original von Bruno Martino, versprüht mit Klavier, warmen Akustikgitarren- und sanften Flügelhornklängen mediterrane Leichtigkeit. "Viva La Felicità", eine Neueinspielung der Titelmelodie zur Zeichentrickfigur Signor Rossi, sorgt mit nostalgischen 70s-Sounds und beschwingten Bossa Nova-Rhythmen für gute Laune. Dabei greift Brönner auch selbst zum Mikro.
Lucio Battistis "Amarsi Un Po'" kleidet der Musiker in ein funkiges Gewand. Die Neuinterpretation von Paolo Contes "Via Con Me" fällt aufgrund des tiefen, rauchigen Gesangs von Mario Bondi gewöhnungsbedürftig aus. Seine filmmusikalisch leichtfüßige Seite betont der 54-Jährige in "Il Trucido E Lo Sbirro", das ursprünglich von Bruno Canfora stammt, ebenso wie in "La Donna Invisibile", in dem er Ennio Morricone die Ehre erweist.
"Quando Quando Quando" stellt eine poppige Neueinspielung des von Tony Renis geschriebenen und zig mal gecoverten Klassikers dar, gesungen von Giovanni Zarrella, der dem Track nichts Neues hinzufügt. Danach traut sich der Trompeter und Flügelhornist, pendelnd zwischen Funk und Bossa Nova, kaum noch aus der gefälligen Wohlfühlzone hinaus. Auch die Gäste hinterlassen, abgesehen von Sera Kalo, die Ivano Fossatis "L'unica Chance" um soulig warme Nuancen bereichert, kaum einen bleibenden Eindruck. Die Eigenkomposition "Cosa Vuoi" fügt sich da gut ein, hat man sie doch schnell wieder vergessen.
Tatsächlich bereichert Brönner die Platte mehr, wenn er selbst zum Mikro greift, wie im luftigen und verträumten "L'appuntamento", im Original von Ornella Vanoni. Umberto Bindis "Arrividerci" reduziert er mit nächtlichen Klavier- und sanften Trompetentönen auf das Nötigste und sorgt somit für einen gelungenen Abschluss.
Jedenfalls sollte man von der Platte nicht unbedingt mehr als nette Hintergrundbeschallung erwarten, die nicht wehtut. Dazu wirkt das Ergebnis zu kalkuliert, zu zurückgelehnt. Wer einen mutigeren und experimentierfreudigeren Till Brönner hören möchte, sollte sich mal "Baby's Party", das gemeinsame Album mit Günter 'Baby' Sommer, anhören. Und wer seine italienischen Lieblingssongs auf Deutsch und mit mehr Leidenschaft und Schmackes mag, dürfte mit Götz Alsmanns "In Rom" besser beraten sein.
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