laut.de-Kritik
Erstklassige Big Band-Songperlen eines begnadeten Entertainers.
Review von Kai KoppWer die Unverfrorenheit besitzt, mit lässigem Pfeifen auf einem entspannten Banjo ein Album zu eröffnen, muss schon eine gehörige Überdosis guter Laune intus haben. So was dürfen eigentlich nur Jack Johnson, Frank Sinatra und Mister, "I'm Singing In The Rain", Gene Kelly.
Der Eröffnungstrack von Tom Gaebel, "It's A Good Life", tritt in die nassen Fußstapfen von Kelly, und er tut dies voll heiterem Überschwang. Die unbeschwerte Leichtigkeit des Seins, die "It's A Good Life" versprüht, dürfte zwar allen Melancholikern den kläglichen Rest geben und sie komplett in den Wahnsinn treiben. Diejenigen unter uns, die das Glück haben, ein unbeschwertes Dasein führen zu können, bekommen hier jedoch den Soundtrack zu ihrer Arglosigkeit serviert.
Mit dieser Beschwingtheit geht es weiter, als gäb' es keine Sorgen. "Never Ever" swingt zügig vor sich hin und verbreitet dieselbe Unbekümmertheit wie schon der Opener. Setzt sich "It's A Good Life" zumindest textlich noch mit der Pein des Lebens auseinander und versucht sie im selben Atemzug musikalisch zu vertreiben, gibt sich "Never Ever" gänzlich dem sorgenfreien Dasein hin. "I never ever feel so good". Was um Himmels Willen, lässt Gaebel solch überschwängliche Gefühle erleben? Hab ich was verpasst? Mach ich was falsch? Weiß er etwas, das mir bisher verschlossen blieb? So, wie er sich über das Big-Band-Arrangement croonert, kann die Antwort nur Ja lauten. Doch: Kann soviel Unbekümmertheit noch gesund sein?
Auch hier lautet die Antwort Ja, wie "Finally" finally bestätigt. Der dritte Song lehnt sich dezent an einem Bossa Nova-Groove an, die filmreifen 60er Hollywood-Musical-Streicher und die schmeichelnden Bläsersätze umgarnen mit ihrer Gute-Alte-Zeiten-Attitüde. Gaebel tut abermals alles, um den Schlechtgelaunten unter uns ihre Jämmerlichkeit vor Augen zu führen. Von Liebe singt er, wie kann es anders sein.
Endlich: Let it Rain! Gaebel umrahmt die "without a smile"-Weise textdienlich mit einer getragenen Ballade. "My Song To You" heißt das ganze und in Klammer bemerkt er "Ein Trauriger Fall". Er deckt also doch die ganze Palette menschlichen Daseins ab, auch wenn er den Sonnenseiten deutlich den Vorzug gibt.
Ist es jugendliche Verklärung des Lebens? Ist es sein unumstößlich ausgelassenes Gemüt? Ist es seine Beharrlichkeit, mit der er die Tristesse negiert, die ihn in den schönsten Momenten zu solcher Schwerelosigkeit führt? Wer weiß. Sicher ist, dass "In The City" abermals von zur Musik gewordener, ungestümer Freude am Leben erzählt und den Easy-Way-Of-Life in bester De Phazz-Manier zelebriert.
"Dancing Senorita" erobert balladesk das schmachtende Herz, während "Catch Me If You Can" mit "Fever"-eskem Arrangement auftrumpft. Klasse Nummer, klasse Aufbau, klasse Arrangement, klasse Dynamik, klasse Hooklines, klasse Klasse, alles klasse! "Such A Happy Day", wie soll es anders sein, frönt leichtfüßig und beschwingt der "sunny side" des Lebens, weil Tom ist "in love" und hat ein "smile on his face". Ach ja. Gibt der Mann auch Workshops?
"If There Wasn't You" swingt sich famos durchs Gute-Laune-Für-Alle-Arrangement. "Still I'm In Love With You" schmiegt sich smooth-jazzig an das vorherrschende Wohlsein. Denn jetzt hat es auch mich alten Griesgram ergriffen, und ich bin "still in love with you", Tom Gaebel, wenn du davon singst, was "love is". "Springtime", der Name lässt es vermuten, schwitzt seine gute Laune aus allen Poren wenn er vom "easy way", vom "sunny day" und von der "right time for a dance in the sunlight, a romance in the moonlight" singt.
Der Closing-Track "One Day I'll Fly Away", das einzige Cover auf dem Album, leitet das rundum gelungene Werk wunderbar aus. Alles in allem: Erstklassige Big-Band-Songperlen eines begnadeten Entertainers, von dem sich die Jamie Cullums und Michael Bublés dieser Welt eine dicke Scheibe abschneiden können. Und ein Affront gegen alle übellaunigen, brummigen, reizbaren, lustlosen, zänkischen und missgelaunten Zeitgenossen. Ich hasse dich, Tom Gaebel.
1 Kommentar
klingt ja grauenhaft
allein schon die textzeilen.