laut.de-Kritik

Pop fürs digitale Zeitalter mit vielen spannenden Facetten.

Review von

Die 25-jährige schwedische Sängerin und Songschreiberin Tove Styrke erlangte in ihrer Heimat schon 2009 Bekanntheit. Damals ging sie aus der Castingshow Swedish Idol als Drittplatzierte heraus. Mit ihren ersten beiden Alben "Tove Styrke" (2010) und "Kiddo" (2015) überzeugte sie auch international viele Kritiker. Erst kürzlich supportete sie Lorde auf ihrer US-Tour. Danach sieht man die Skandinavierin in Europa im Vorprogramm von Katy Perry.

Zuvor erscheint mit "Sway" eine Platte, die elektronischen Pop mit ungewöhnlichen Ansätzen kombiniert. Schon das Titelstück besticht mit progressiver Rhythmik. Die ungeraden Beats heben sich von der Sterilität und Monotonie aktueller Mainstream-Produktionen deutlich ab. Dazu jagt Tove Styrke ihre rauchige, kühle Stimme durch Verzerrer und Effektgeräte.

Die folgenden Nummern brauchen ihre Zeit, um sich zu entfalten. Auf Abwechslung muss man als Hörer aber auf dieser Scheibe sicherlich nicht verzichten. Überdies sorgen der deepe, tanzbare Bass und die akustischen Gitarreneinsprengsel in "Say My Name" für Ausgelassenheit und gute Laune. Als Kontrast setzt die Skandinavierin in "On The Low" auf verhaltene und melancholische Töne, die in ihrer Sprödigkeit an FKA Twigs erinnern. "Mistakes" erweist sich als ein sperriges Stück mit stampfendem Beatfundament. Letzten Endes kommt in jedem Song eine andere Facette Tove Styrkes zum Vorschein.

In ihren Texten auf "Sway" nähert sich Tove den verschiedenen Aspekten in einer Liebesbeziehung. Sie betrachtet dieses Album daher als eine "Sammlung von kleinen love stories", erzählte sie der britischen Huffington Post. Dies schlägt sich ebenso in ihrer Musik wieder. Unterschiedliche Versatzstücke aus EDM, R'n'B, Elektronik und Pop vermengt sie zu einer eigenwilligen Mischung auf der Platte. Inspiration findet sie dafür außerhalb des Mainstreams.

"Changed My Mind" zählte der amerikanische Rolling Stone zu den Top 20 der besten Singles 2017. Die Nummer geht mit ihren EDM-Klängen schnörkellos nach vorne. Demgegenüber tritt "I Lied" melodisch zu sehr auf der Stelle und kommt deshalb nur schwer in Fahrt. Manchmal hört man auf diesem Album im Grunde genommen also zu viel Experiment und zu wenig Song.

"On A Level" begeistert im Anschluss als energetisches, kraftvolles Dance-Pop-Stück. Am Ende covert die Schwedin Lordes "Liability". Ihre besondere Faszination bezieht diese Version vor allem aus dem gelungenen Wechselspiel zwischen minimalistischer Elektronik und verletzlicher Lyrik. Darüber hinaus raubt die Sängerin der Nummer ihre Dramatik, erweitert sie jedoch mit ihrer verzerrten Stimme um zusätzliche digitale Komponenten. So haucht sie dem Track neues Eigenleben ein.

Insgesamt offenbart Tove Styrke auf "Sway" noch leichte Schwächen im Songwriting. Andererseits besitzt diese Scheibe einige frische und mutige Ideen. Die Skandinavierin schließt mit der Platte zu der internationalen Konkurrenz im Pop auf. Einer Katy Perry dürfte sie auf der Bühne mittlerweile zweifellos die Show stehlen.

Trackliste

  1. 1. Sway
  2. 2. Say My Name
  3. 3. On The Low
  4. 4. Mistakes
  5. 5. Changed My Mind
  6. 6. I Lied
  7. 7. On A Level
  8. 8. Liability

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