laut.de-Kritik
Sabbath meets Maiden meets Southern Rock.
Review von Ulf KubankeValkyrie ist seit 2002 die Haus- und Hofband der Gebrüder Adams, vielen Metalheads von ihrer Zweitband Baroness bekannt. Nachdem das Erstlingswerk der Südstaatler in Europa noch vollkommen unterging, soll der neue Longplayer "Man Of Two Visions" nun auch das Publikum der alten Welt begeistern.
Und das gelingt tatsächlich über weite Strecken. Getreu dem Albumtitel wird hier eine neue Vision metallischer Kost geboten, die Pete und Jake Adams quicklebendig aus den Leichenteilen prähistorischen Rocks basteln: Old School Doom der Marke frühe Black Sabbath mischt sich fröhlich mit einigen Brocken Endsiebziger NWOBHM und streut einen abgehangenen Happen typischen Southern Rocks mit hinein.
Der unüberhörbare Hang zu epischen Twin-Gitarrenläufen - einer Art Zeitlupen-Iron Maiden - steht den Songs gut zu Gesicht. Die Mannen aus Virginia verneigen sich kompositorisch vor den genannten Idolen und Stilrichtungen, ohne dabei als sklavische Copycats zu enden. Die Band hat nämlich ein Händchen für prägnante Hooks und genretypische, aber höchst eigenständige Melodiebögen.
Der "Green Highlander" verzückt als kurzes und traumwandlerisches Vorspiel zum folgenden "Apocalypse Unsealed". Eine Art Dream Doom. Der genannte Hauptsong dübelt sich hernach mit dem bandeigenen Southern Rock meets Maiden Cocktail in die Ohren; bis zum Iommi-esken Ausklang. Wer bei "False Dream" keinen Ohrwurm von den Äxten bekommt, darf sich getrost einen Termin beim örtlichen Ohrenspezialisten holen.
Spätestens beim rein akustischen "The Gorge" können die Landeier aus dem 20.000 Seelenkaff Rockbridge (!) ihre Herkunft nicht mehr verleugnen. Und das brauchen sie auch nicht. Die Chuzpe, mit der sie der angedunkelten Platte hier noch den Ritchie Blackmore goes Bluegrass Charme verpassen, ist unwiderstehlich.
Warum also nur gute drei Punkte? Ganz einfach: So toll der gute Jake als Gitarrero ist, so wenig überzeugt er als Sänger. Die zwischen Misfits und Solo-Danzig angelegten Vocals sind grundsätzlich keine schlechte Idee. Doch wer sich mit Old Glenn messen will, braucht schon ein deutlich hörbares Volumen und kein blechern kopfstimmiges Abziehbild mit Horrorpunk-Phrasierung. Das klingt im Ergebnis leider oft mehr nach letztlochigem 'Fat Elvis' als nach dem imitiertem "Elvis From Hell". Die gute Botschaft: Als hätten sie es geahnt, kommt ca. zwei Drittel der Scheibe ohne Gesang aus und verlässt sich auf die Sogwirkung der Saiteninstrumente.
Im Ergebnis bekommt man trotzdem ein Album, das mehr köstlich abschmeckte Metal-Suppe ist als langweilige Brühe. Also ab in die Muckibude mit Jake oder besser noch: Her mit einem neuen Sänger. Dann klappt es auch in der absoluten Oberliga.
6 Kommentare
Der Rezi kann ich voll und ganz zustimmen. So neu ist das Album allerdings nicht mehr. Ich habe es bereits seit 2008(!!!). Vielleicht liegt es daran, dass Promos mittlerweile mindestens zwei Jahre früher verschickt werden. Oder es liegt daran, dass es ein Re-Release bei einem neuen Label ist. Es würde mich interessieren, ob es auch neu aufgenommen oder zumindest digital überarbeitet wurde. kann mir allerdings beides nicht wirklich vorstellen. Das Album ist übrigens ganz cool, wenn auch nicht so gut wie sein Vorgänger. Besonders die Lyrics finde ich bemerkenswert. Sie sind zwar relativ plakativ, aber stimmig und harmonieren mit dem Sound. Di'Anno Maiden treffen auf Southern Rock oder sogar Doom: Das trifft es ganz gut.
dann sind wir uns ja mal endlich einig
Wenn nicht, ist das wenigstens eine nette Diskussion wert.
So muss Musik klingen - fettes Teil. Wem das gefällt, sollte sich unbedingt auch Witchcraft anhören. Wer Baroness kennt, weiß auch um die endgeilen, groovigen Gitarrenläufe und die bekomment man auch hier um die Ohren gehauen. Sabbath und Led Zeppelin lassen hin und wieder grüßen. Das Teil ist deshalb "neu", weil es 2010 über eine Label veröffentlicht wird und vorher nur in Eigenregie vermarktet wurde. ich denke auch, dass es neu abgemischt wurde.
also beide Alben wurden übrigens dieses Jahr von Label "METEORCITY RECORDS" neu auf den Markt gebracht und gott sei dank, findet es jetzt auch mehr Gehör. Ich kannte es echt nicht und bin wirklich entsetzt, wie mir so ein endgeiles Stück Stoner Metal jemals entgehen konnte.
So nach ein paar Durchläufen muss ich sagen. Starkes Teil, das im Fahrwasser der Doom Rock Bands schwimmt, die Pentagram, Pagan Altar, Sabbath unc Co. preisen. Die Lyrics sind zwar etwas schwach, fügen sich aber in den Gesamtsound ein. Die Gitarren-Riffs sind einfach ein Gedicht (wie bei Baroness).