laut.de-Kritik
Blutleeres Major-Debüt der asiatischen Superstars.
Review von Ulf KubankeVamps sind die ostasiatischen Superstars Hyde (Takarai Hideto) und K.A.Z. (Iwaike Kazuhito). Beiden gelang mit ihren Mutterbands L'Arc-En-Ciel und Oblivion Dust das seltene Kunststück, glaubwürdiger Teil der Gegenkultur (Grunge, Rock, Metal) und Megaseller (mit mehr als 30 Millionen verkaufte Tonträger) zugleich zu sein. Mit ihrem vierten gemeinsamen Album "BloodSuckers" setzen sie nunmehr zum weltweiten Eroberungszug an. Leider ist die Platte dafür denkbar ungeeignet.
Der CD merkt man den ausgeprägten Ehrgeiz beider Musiker an. Alles klingt auf Buddah komm raus nach Alternative, Nu-Metal oder Oldschool Grunge. Die Texte singt Hyde auf englisch. K.A.Z. webt und schreddert dazu gern ein paar markige 80er-Gitarren à la Steve Vai und Co. Jeder Song auf "BloodSuckers" signalisiert dem Hörer die bewusste Absage an frühe Formen populärer japanischer Musik (Kayōkyoku), zeitgenössische Visual Kei-Bands und den verbreiteten Idol-Pop (Aidoru).
Das ist auf dem Papier ein tolles Konzept. Man möchte das gebotene Material gern mögen. Doch ausgerechnet bei dieser Scheibe kommt beiden ihre angestamme Hauptstärke komplett abhanden: Das Songwriting!
Dabei fängt es so verheißungsvoll an. Dank des überragenden Piano-Arrangements der Einleitung "Reincarnation" gerät dieser erste Song zum Höhepunkt der Platte. Das instrumentale Stück klingt nach einem Echo der Tradition von Savatages "Gutter Ballet". Damit hat das blutleere "BloodSuckers" seinen Zenit bereits überschritten. Schon das folgende "Zero" erstarrt in einem Stadion-Pomp-Mantel, dessen hervorgehobene, öde Melodie mehr Sargnagel als Visitenkarte ist. Kein guter Start.
Danach ist ab hier Schluss mit der sehr japanischen Vorliebe, Dance-Elemente und Pop mit knallhartem Stoff zu vermengen. "Lips" und die folgenden Songs rocken so offensiv nach vorn, als ginge es um ihr Leben. Gern und oft legen Hyde und K.A.Z. das Kettenhemd aus krustigem Grunge und derbem Nu-Metal an. Das ist schön gespielt und technisch sauber gebracht. Ihre Refrains und Melodien sind indes nicht der Rede wert. Trotzt straighter Rhythmen und zackiger Arrangements bleibt alles so nichtssagend, als kombinierte man die miesesten Therapy?-Songs mit den übelsten Langweiler-Tracks von Combos der Sorte Papa Roach. Wer soll so etwas kaufen?
Zwischendurch gibt es den einen oder anderen gelungeneren Einfall. Details wie etwa die knackige Gitarre zu Beginn von "Evil" machen ebenso Spaß wie das erneut auftrumpfende Klavier ("Vampires Love"). Doch bleibt alle Mühe vergebens, wenn der Hörer jedes Stück bereits nach 90 Sekunden über hat. Sogar das als Vorzeigesong gedachte Titelstück erstarrt in kompositorischer Beliebigkeit. Nein, diese angeblichen Blutsauger bieten kaum mehr als zahnlosen Retro-Brei, wie er aus jedem zweiten Proberaum der Nachbarschaft schallt.
2 Kommentare
Die Beschreibung hat mein Interesse geweckt.
Ach schade. Da denkt man, das wird eine richtig coole Rockplatte ala Mötley Crüe und dann reißen die alles mit einer furchtbaren Ballade ein und kommen aus dem Schlamassel nicht mehr raus. Mehr als 2 Punkte sind beim besten Willen nicht drin. Ich werds mal mit Sister probieren.