laut.de-Kritik
Richie Hawtins Philosophie wird immer mehr zum Dogma.
Review von Daniel StraubWenn ein Name synonym für den elektronischen Sound der 00er Jahre steht, dann ist es der des Kanadiers Richie Hawtin. Reduktion lautet vor einer Dekade die allgemeine Devise, Minimal das dazugehörige Genre. Mit seinem Label M-nus lebte Hawtin das Minimalismus-Konzept in vollen Zügen aus und baute eine ganze Reihe von Produzenten wie Magda, Troy Pierce und Marc Houle auf. Irgendwann waren die Clubber dann des Reduzierens müde, hörten lieber Deep House und M-nus verwand von der Bildfläche.
"Minmax" nennt sich die aktuelle Zusammenstellung von Hawtins Label, und sie geht den Weg, den viele Label-Compilations wählen. Die erste CD bietet eine Auswahl von neuen Tracks. In diesem Falle sind es bislang nicht veröffentlichten Titel von alten und einer ganzen Reihe neuen M-nus-Artists. Auf der zweiten CD steht der Listening-Aspekt dann eindeutig im Vordergrund: Die Tracks des ersten Teils werden um einige zusätzliche Nummern angereichert und von einem Discjockey am Mixer in eine kontinuierliche Form gebracht.
In diesem Fall durfte sich Hobo alias Joel Boychuk an den Mixer stellen. Der Landsmann von Hawtin ist bislang lediglich auf M-nus mit einigen Releases, darunter dem Longplayer "Iron Triangle" aus dem vergangenen Jahr, aufgefallen. Bekannter sind vielleicht seine Releases als Tractile zusammen mit Adam Young. Diese finden sich ebenfalls im M-nus Backkatalog. Hawtin positioniert mit Hobo also wieder einmal einen Mann, der die M-nus-Philosophie quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat und auf den er sich zu 100 Prozent verlassen kann.
Schon aus diesem Setting lässt sich ablesen, dass "Minmax" zu den weniger spannenden Releases des Jahres 2013 gehört. Der Mix von Hobo ist technisch natürlich bis ins letzte Detail ausgefeilt. Was die Auswahl der Tracks und den Groove angeht, aber eher unterer Durchschnitt. Auch die Tracks der ersten CD haben nicht viel zu bieten.
Zwar lassen Mathew Jonson und Heartthrob mit ungewohnt dubbigen Anleihen aufhorchen. Das war's dann aber leider auch schon an Weiterentwicklung. Die darüber hinaus vertretenen neuen M-nus-Acts klingen großteils wie die Alten.
Ganz ehrlich: So was hätte auch schon vor zehn Jahren erscheinen können. Richie Hawtin bleibt ein Gefangener seiner eigenen Philosophie, die sich über die Jahre immer mehr zu einem starren Dogmatismus verfestigt hat. All das macht "Minmax" zu einem schwachen Release, das im Vergleich zu aktuellen Produktionen nichts zu bieten hat.
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