laut.de-Kritik
Hobbit-Rock trifft auf Bautzen-Rap.
Review von Kai ButterweckDie gute Nachricht gleich vorweg: Das vielleicht spannendste Musik-Format im deutschen Fernsehen hat im vierten Anlauf endlich die Kurve gekriegt. Nach drei doch eher kläglichen Versuchen, aus Wasser Wein zu machen, scharen ausgerechnet den beiden Kudamm-Cowboys Alec Völkel und Sascha Vollmer eine "Tauschkonzert"-Runde um sich, die zumindest phasenweise gewinnbringend abliefert.
"Hitmonster" Mark Forster beispielsweise steht ganz vorne in der Reihe, wenn es darum geht, aus Fremdware etwas Eigenes zu kreieren. Ohne viel Tamtam verwandelt er Lenas hyperaktiven ESC-Hüpfer "Satellite" in eine melancholische Piano-Ballade. Auch seine sich dramatisch steigernde Version des Silbermond-Hits "Irgendwas Bleibt" beweist, dass Mark Forster den Sinn und das Ziel des Formats verstanden hat.
Ebenfalls von seiner Schokoladenseite präsentiert sich Michael Patrick Kelly. Mit energetischem Hobbit-Rock ("Traffic Lights") zieht er nicht nur Lena die Schuhe aus. Auch die beiden BossHoss-Hosts machen große Augen, als "Stadion-Paddy" die Country-Punkrock-Regler aufdreht und im schönen Südafrika mal so richtig die Sau rauslässt ("Stallion Battalion").
Aber es ist nicht alles Gold was glänzt. So hat Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß arge Probleme damit, sich aus ihrer Pop-Rock-Komfortzone zu lösen. Und wenn sie dann doch mal den Sprung ins kalte Wasser wagt, hört man lieber weg. Mit skurrilen Rap-Einlagen ("Eigentlich Gut") und kindlich hüpfenden Kelly-Family-Vibes ("An Angel") trällert sich die Sängerin aus Bautzen eher ins Abseits.
Auch Lena meistert nicht jede Hürde einfach so im Vorbeigehen. "Du Liebst Mich Nicht" versprüht lediglich den bockigen Charme einer Schulhof-Herzschmerz-Performance. Wesentlich wohler fühlt sich die Jüngste im Bunde mit Florence And The Machine-Reminiszenzen im Gepäck ("Break Free").
Gentleman hält sich in puncto "Ausbrüche" eher zurück. Mit gewohnt lässigen Grooves chillt sich der Reggae-Globetrotter aus Osnabrück den Tag schön. Die Sorgen werden einfach weggeschüttelt ("Shake Away") und vorm Schlafengehen schallt noch mal ein lautes "Cheers" durch die Luft ("Ich Trink Auf Dich").
Die beiden Gastgeber Alec Völkel und Sascha Vollmer riskieren auch nicht zu viel. Ein bisschen Country-Schlager ("Flash Mich") und eine näselnde Mixtur aus Rammstein, Volbeat und James Last ("Taken By A Stranger") hinterlassen am Ende noch die größten Spuren.
Und Moses Pelham? Haut der Rödelheimer Knuddelbär mit dem Knüppel auf den Sack? Nun, bisweilen schlottern den anderen Kandidaten schon ganz schön die Knie, wenn der Deutschrap-Guru am Hip Hop-Zeiger dreht. Vor allem Lenas Tragik-Juwel "Home" geht gut nach vorne, wenn Moses mit seinen Roots im Windschatten durch die Boxen prescht.
Aber Moses kann auch zart und leise. Gemeinsam mit seiner Glashaus-Kollegin Cassandra Steen serviert er wabernden Soul-Pop, der sich nicht zu verstecken braucht ("Symphonie", "Wer Kommt Mit Mir?"). Kann man so machen. Das trifft schlussendlich auch auf den Großteil des gesamten Albums zu.
6 Kommentare mit 13 Antworten
Mit allen Beteiligten dieses aus Geldgeilheit entstandenen Unwerks sollte die Kempeitai ein ernstes Wörtchen reden!
Eine leere Rolle Klopapier löst bei mir mehr Emotionen aus, als dieser langweilige Mist.
Chelsea Wolfe wird dieses Jahr noch ein neues Album veröffentlichen. Das Jewelcase dieser CD wird den künstlerischen Wert dieses Blödsinns um ein mehrfaches übersteigen.
Also kommt Leute. Man muss kein Fan sein und ich bin es auch nicht. Daheim entkomm ich der Sache nicht weil meine Frau das gerne schaut. Das ein oder andere Mal hab ich dann doch die Ohren gespitzt da manches überraschend gut klingt. Das war tatsächlich bei den anderen Staffeln nicht so. Und grundlegend daneben liegt die Idee des Formats auch nicht. Man engagiert halt zu oft nicht die passenden Mitsinger. Diesmal ist es deutlich erträglicher und das trotz oder sogar gerade eben wegen Mark Forster. Der zeigt gerade dass er viel mehr kann als den Müll den er regelmässig auf Albumlänge präsentiert. Von daher geht die wohlwollende Kritik hier von Laut eigentlich schon klar. Kann man so machen.
Zustimmung
Weil die Scheiße hier und da nicht ganz so abartig stinkt, soll man in Jubelarien ausbrechen?
Das Ganze ist und bleibt ausgelutschter Mist für Musikhörer ohne Musikinteresse.
Alle Verantwortlichen und Mitwirkenden im Meer verklappen.
Jubelarien? Wo? Man ist wohlwollend nicht restlos begeistert.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
..... Das Ganze ist und bleibt ausgelutschter Mist für Musikhörer ohne Musikinteresse....
Würde zustimmen ginge es um Castingshows.
Bei Sing meinen Song gibt es aber hin und wieder gute Performances. Hätte mir zb schon irgendwie gewünscht das dieser Forster sich blamiert, aber hat er nicht! Und so ging es eigentlich in jeder Staffel, dieser Moment in dem man zähneknirschend zugeben muss:"jaokdaswarnichtganzschlecht".
Dass Du Dich nicht schämst, die Worte "erträglich" und "Mark Forster" in einem Satz miteinander zu verknüpfen.
"Bei Sing meinen Song gibt es aber hin und wieder gute Performances."
Vergleichbar also mit nem Mittelstürmer, der hin und wieder mal den Ball trifft.
Genau!
Gogo warum soll ich mich schämen? Das würde ich wenn ich mich selbst einnässen würde aber nicht hierfür und ich bin wahrlich kein Forster Fan.
Maddin, das Weib tut dir nicht gut...
Mach einfach Schluss Maddin
Ihr tut mir nicht gut...
Maddin? Sei leise
"Nun, bisweilen schlottern den anderen Kandidaten schon ganz schön die Knie, wenn der Deutschrap-Guru am Hip Hop-Zeiger dreht. Vor allem Lenas Tragik-Juwel "Home" geht gut nach vorne, wenn Moses mit seinen Roots im Windschatten durch die Boxen prescht."
Zerberster Moe!
Aua, meine Ohren!