laut.de-Kritik
Bombastische Selbstinszenierung mit Feuer, Konfetti und fliegenden Boxhandschuhen.
Review von Kai ButterweckAm Abend des 26. Juli 2017 steht Michael Poulsen im dänischen Nationalstadion Telia Parken auf einer riesengroßen Bühne und traut seinen Augen nicht. Vor ihm reißen knapp 50.000 Menschen die Arme in die Luft. Gut zwei Stunden später blickt der mittlerweile schweißgebadete Volbeat-Frontmann immer noch ungläubig ins weite Rund. Die Menge ist noch da und hat immer noch nicht genug. Zum Finale des bis dato wohl spektakulärsten Konzertabends der Band-Geschichte werfen sie noch einmal alles in die Waagschale.
Grinsende Kinder in Metal-Shirts springen auf die Bühne, machen Selfies mit den Bandmitgliedern und sammeln fleißig Autogramme. Während sich die drei überdimensionalen Videowände in violettes Licht hüllen, schießen meterhohe Feuersäulen aus dem Bühnenboden. Der Offbeat-Groove des Rausschmeißers "Still Counting" bringt das komplette Stadion in Wallung.
Funken sprühen. Der letzte Beckenschlag ertönt. Michael Poulsen grinst wie ein Honigkuchenpferd. Neben ihm stehen Arm in Arm die zahlreichen Mitmach-Gäste des Abends, darunter Metallica-Drummer Lars Ulrich, Kreator-Röhre Mille Petrozza, Napalm Death-Shouter Mark Greenway und "Mango Kid" Danko Jones. Sie alle waren mit am Start und sorgten dafür, dass die vergangenen zweieinhalb Stunden zigtausenden Volbeat-Anhängern in bester Erinnerung bleiben.
Es ging aber auch hoch her, auf den Brettern der restlos ausverkauften Arena. Kurz zurückgespult, hingesetzt und zurückgelehnt: Lars Ulrich trommelt sich zu den Klängen von "Guitar Gangsters & Cadillac Blood" mit Zahnstocher im Mund die Finger wund. Mille Petrozza und Mark Greenway grunzen, brüllen und keifen sich die Seelen aus dem Leib ("7 Shots", "Evelyn"). Danko Jones besteht seine Gesellenprüfung als Frontmann ohne Gitarre mit Bravour ("Black Rose").
Hinzu kommen die skurrilen Auftritte eines in bunte Brandfolie gehüllten Gospelchors, eines Boxhandschuhe in die Menge werfenden dänischen Profiboxers (!) und eines ebenfalls aus der Heimat der Hauptprotagonisten stammenden Molekularbiologen namens Johan Olsen, den eingefleischte Volbeat-Fans schon seit dem Jahr 2007 auf dem Zettel haben ("The Garden's Tale", "For Evigt").
Michael Poulsen und Co. lassen natürlich auch nichts anbrennen, schütteln einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel und überlassen in punkto Bombast und Selbstinszenierung nichts dem Zufall.
Zwischen zahlreichen Dankesreden, die wahlweise auf Englisch oder Dänisch vorgetragen, gibt es für die Fans mit "The Everlasting" sogar noch einen brandneuen Titel auf die Zwölf. Der klingt zwar genauso wie die 25 anderen Songs an diesem Abend. Aber das stört nur am Rande. Ein Volbeat-Konzert ist schließlich keine Massenveranstaltung für Freunde der gehobenen musikalischen Abwechslung. Hier gehts von Anfang bis Ende nur in eine Richtung: nach vorne. Darauf ein Humpen Carlsberg und 'ne Tube frische Pomade!
1 Kommentar
Schöne Rezi! Konzert ist um Meilen besser als übliche Festivalauftritte von Volbeat, weil nicht so monoton.