laut.de-Kritik

Mehr Uptempo, mehr Tanz, mehr Amüsement!

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Das eindeutigste Statement bezüglich der neuen Platte schickten Warpaint mit der Single "New Song" schon voraus. Neben dem ironischen Titel wohnt dem Track auch Metaphorik inne: Hinter "Heads Up" steckt das Bestreben, alles neu oder zumindest anders zu machen. Konsequent bedeutet das: Mehr Uptempo, mehr Tanz - mehr Amüsement!

Der "New Song" übte sich darin bereits hervorragend, steckt hinter dem Titel doch ein Indie-Gassenhauer ohne viel Schnörkel, dafür mit direkter Beschleunigung zur Hookline ("You're a new song, baby") in weniger als einer Minute. Das Quartett aus L.A. hat dem Kampf zwischen Mut zur Melodie und sphärischen Sounds, den sie bereits in der Vergangenheit ausfochten, nun ein Ende gesetzt. Und das, obwohl Warpaint auf "Heads Up" eigentlich nur wenig anders machen und schon gar nicht ihren Hang zum Düsteren verlieren.

Nach wie vor liefert die Rhythmusfraktion, bestehend aus Jenny Lindberg und Stella Mozgawa, das Grundgerüst des Sounds. Dazu kommen allerhand Hall- und Chorus-Effekte über Gesang und Gitarren-Parts. Doch die Dichte an musikalischen Phrasen, die sich langsam zu Melodien türmen, hat im Vergleich zum selbstbetitelten Vorgänger deutlich zugenommen. Warpaint machen ihren Sound wieder wahrnehmbarer, sie tauschen ihre Lust am Sphärischen gegen den Wunsch nach physisch greifbarer Musik aus.

Auf "Heads Up" klingt dennoch längst nicht jeder Track so hymnisch und straight wie "New Song". Diese Ambition zeigt sich eher darin, dass Mozgawa oft mit dicken Trip Hop-Beats arbeitet. "By Your Side" ruft dabei Massive Attack-Assoziationen auf den Plan, "Dre" beschwört das unheimlich Beklemmende alter Industrial-Klänge. Die neuerliche Zusammenarbeit mit dem Produzenten Jacob Bercovici verhilft der Gruppe – neben einigen weiteren Veränderungen - zu mehr Direktheit.

Diese geht stellenweise mit neuer, zumindest proklamierter Lockerheit einher. Ist das noch die Band, die nach zu viel Tourstrapazen gepaart mit Rastlosigkeit bereits kurz vor der Auflösung stand? Natürlich nimmt "The Stall" darauf Bezug, dass die Warpaint-Songs ihren Ursprung inzwischen nicht mehr im Jam, sondern an den Rechnern der einzelnen Mitglieder haben. Denn der Song suggeriert Ersteres, wenn er mit einem "Cool, let's try" beginnt und sich in klassischer Warpaint-Manier aufbaut.

Natürlich hat sich auf "Heads Up" nicht alles verändert. "Don't Let Go" mit seinem leicht schiefen Tonband-Charakter oder das hymnische "Heads Up" offenbaren die wenigen planlosen Momente der Platte. Dort bekommen instrumentale Parts ihren Raum, die manische Tanz-Zeremonien beschwören sollen, sich aber statt in repetitivem Minimalismus in Rhtyhmuswechseln und der Kreation von Wave-Wolken verlieren.

"I have never felt so strong / dancing to you all night long", singt das Quartett kollektiv in "New Song" und lobpreist damit auch ihr neuerliches Schaffen: Die Band gibt sich zwar tanzbar und hat einige bleibende Melodien parat, doch kappt sie keinesfalls die Verbindung zu ihrem ursprünglichen Soundspektrum. So steht "Heads Up" weniger für Weiterentwicklung durch Rückbesinnung, sondern ist vielmehr eine stimmungsvolle Pop-Platte für die dunklen Seiten langer Nächte.

Trackliste

  1. 1. Whiteout
  2. 2. By Your Side
  3. 3. New Song
  4. 4. The Stall
  5. 5. So Good
  6. 6. Don't Wanna
  7. 7. Don't Let Go
  8. 8. Dre
  9. 9. Heads Up
  10. 10. Above Control
  11. 11. Today Dear

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3 Kommentare mit 4 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Gefällt mir bislang besser als der Vorgänger, reicht dennoch nicht an The Fool und vor allem die EP heran. Auf The Fool hatten Warpaint diese Mischung aus sphärischen Instrumentalparts und eingängigen Melodien perfektioniert, was dem letzten Album größtenteils fehlte. Heads Up, Dre und vor allem New Song stechen bislang hervor.

    • Vor 8 Jahren

      JOOi, Allah - ich grüße Dich!!! Hast dich ewibig nicht mehr im Chat blizzlen gelassen.
      https://webchat.quakenet.org/

      Channel ist #gromky.

      Dass du ausgerechnet New Song hervorhebst, stimmt mich aber doch etwas skeptisch. Der hat bei den üblichen Verdächtigen des guten Geschmacks nicht gerade gepunktet und ich finde ihn auch nur eher geht so.

    • Vor 8 Jahren

      Textlich find ich New Song auch eher semi und generell ist der Song schon eher Warpaint-untypisch. Gefällt mir nach mehrmaligem Hören aber immer besser, netter Popsong. Mehr davon müssen es aber nicht unbedingt sein.

      Chat komm ich demnächst mal wieder vorbei :)

  • Vor 8 Jahren

    Atmo ist (bis auf den Totalausfall New Song- bleibe dabei!) durchgängig angenehm runtergekühlt und abgedunkelt, mit zarten Lichtblicken in den richtigen Momenten. Bin voll drin in deren Film, fühle mich von der schleichenden Dynamik eines im ersten Moment vermeintlich eher unscheinbaren "By your side" genauso eingewickelt wie von einem Warpaint-Trademarktrack wie "The Stall" (bezogen auf die Melodieführung, wenn man mal über die treibenden Uptempo-Drums hinweg sieht).
    Überhaupt - Entwicklung ist hier das große Stichwort. Die haben echt vom Gesang her sowie an ihren Instrumenten alle schwer an Finesse gewonnen. Was zu Zeiten der Debut-Ep und dem darauffolgenden Album vielleicht auch deswegen noch in zwei Schichten Hall zu viel gewickelt wurde, weil es sehr wahrscheinlich technisch noch nicht so ganz saß und nicht sauber eingespielt werden konnte, das wird hier mit angemessenem Selbstbewusstsein performt und auf Breitwand produziert.

    Da gerade viel auf Heavy Rotation läuft gab's noch keine Gelegenheit für mich, die Scheibe übermäßig zu strapazieren, entsprechend nur Schätzungen zur tatsächlichen Halbwertzeit, aber die 4/5 wird sie am Jahresende bei mir locker halten. Momentan sogar Top 5-Anwärter auf AOTY.

    • Vor 8 Jahren

      Ein kleiner Fanboy-Bonus ist da aber schon mit einberechnet, nicht?

    • Vor 8 Jahren

      Da hast Du recht, und dazu kommt bzgl. AOTY-Einschätzung wohl die Tatsache, dass ich dieses Jahr so wenig und verschiedenes gehört habe wie zuletzt in einer Zeit, in der ich mich ernsthaft noch einer Art (Sub)Szene zugehörig fühlte.

  • Vor 8 Jahren

    Mal wieder ein sehr gutes Album. Zu "New Song" sagte ich bereits, ich mag es auch immer wieder gerne mal eingängig. Dabei ist der Song in meinen Augen auch alles andere als glatt und einfach. Im Warpaint-Kosmos vielleicht, aber es stört im Albumkontext mal so überhaupt nicht. Gutes Ding, Warpaint können es einfach. Heavy Rotation!