laut.de-Kritik
Ein Melodic Metal-Meisterwerk.
Review von Yan VogelWitherfall stehen ganz in der Tradition US-amerikanischer Metal-Bands wie Savatage, Sanctuary oder Metal Church und verleihen ihrem brachialen Soundbild mit proggigen Einflüssen der Marke Dream Theater, Fates Warning oder Psychotic Waltz filigrane Kontur. Gerade Chuck Schuldiners Einfluss blitzt in der großartigen Gitarrenarbeit von Jake Dreyer (Iced Earth) immer wieder durch.
Wem jetzt schon die Ohren schlackern, dem sei gesagt, dass die Band seit ihrem Debüt "Nocturnes And Requiems" zusätzlich an Eigenständigkeit gewonnen hat. Den Preis der Originalität haben sich die Mannen um das kongeniale Songwriting-Gespann Dreyer und Sänger/Keyboarder Joseph Michael hart errungen. Vor allem auf emotionaler Seite durchlebte die Band ihre schwärzeste Stunde als Gründungsmitglied und Schlagzeug-Gott Adam Paul Sagan im Dezember 2016 einem Krebsleiden erlag.
Dieser Verlust durchweht jede Note auf diesem an Verzweiflung und Düsternis nicht armen Werk. Sagans Initialen finden sich im Titel der neuen Platte "A Prelude To Sorrow" wieder. Dabei legt die Band eine große musikalische Bandbreite an den Tag, die neben den oben genannten Bands auch viele akustische Parts berücksichtigt und vereinzelt Soundscapes einstreut, die den düsteren Gewölben einer Carpenter-Vertonung entstiegen sein könnten.
Als Herzkammer und Klammer des Albums dienen die beiden Longtracks "We Are Nothing" und "Vintage", die in roher, unverfälschter Weise das eigene menschliche Leid sezieren und stetig zwischen Verzweiflung und Hoffnung pendeln. Auch zünftig gespielte Kracher wie "Moment Of Silence" oder "Communion Of The Wicked" geizen nicht mit Breaks und Tempiwechseln. "Shadows" enthält sogar den kultigsten Death-Part seit Schuldiners Krebstod 2001.
Die Balladen "Ode To Despair" und "Maridian's Visitation" sind spannend arrangierte Oden an die Vergänglichkeit und haben bei allen schönen Melodien genug Schmiss, um nicht als Kitsch durchzugehen. "A Prelude To Sorrow" klingt ähnlich intensiv wie Nevermores "This Godless Endeavor" oder Into Eternitys "Buried In Oblivion" und wächst mit jedem Durchlauf. Bei aller Trauerbewältigung gibt diese Platte ein Manifest der Stärke einer zukunftsweisenden Heavy Metal-Band ab.
1 Kommentar
Dieses Album scheint mit "We Are Nothing" zuerst "einfach durchzulaufen, nur um einen dann in all seiner behaglichen Finsternis verdammt noch mal mitzureißen. Ich schließe mich Herrn Vogel an und gebe fünf von fünf Sternen.