laut.de-Kritik

Vintage-Metal abseits der Grundtöne.

Review von

Die beiden Bandköpfe John Joseph (Sanctuary) und Jake Dreyer (Ex-Iced Earth) haben mit Witherfall die perfekte Spielwiese ihres Vintage-Metals gefunden und etablieren auf Album Nr. 4 ihre Vision von harten, geschmackvollen Klängen, die sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegen. Dies geschieht selbstbewusst aufgrund der eigenen Fähigkeiten, aber auch demütig angesichts der großen Schultern, auf denen Witherfall ihre Musik aufbauen (Nevermore, Death, Dream Theater)

Der Opener "They Will Let You Down" startet thrashig und druckvoll, fächert in der Folge auf, bleibt dabei stets der bandtypischen Kompromisslosigkeit verbunden. Was alleine Sänger Joseph aus seinen Stimmbändern herausholt, sucht seinesgleichen und ist mit seinen wahnwitzigen vokalen Layern allenfalls mit Freddie Mercury zu vergleichen.

Kein Song bleibt im selben Schema. Schon die Ballade "Where Do I Begin" fußt tief im Classic Rock. Hier markiert der flotte Dreyer einige emotionale Meilensteine an den sechs Saiten. Den Refrain stricken die beiden Songwriter fasslich und strukturiert.

Noch einen Ticken mehr Seele transportiert "When It All Falls Away", einem Song der auf der "Use Your Illusion"-Sause der Gunners zu einem unbestrittenen Highlight gehören würde. "Insidious" hingegen entpuppt sich als harter Brocken in Sachen manischer Riff-Arbeit und der Harmoniegestaltung. Wie es das Quintett schafft, über die modalen Muster im Refrain eine sangbare Hook zu stricken, verdient das Prädikat meisterhaft. Bassist Anthony Crawford, ehemals mit Alan Holdsworth unterwegs, versteht sich auf Jazz und Fusion und bewegt sich gerne abseits der Grundtöne.

Neuzugang Gerry Hirshfeld an den Keys und den Backings trägt zur Tiefenschärfe und Detaildichte bei. Im Vordergrund agiert er in den Zwischenspielen, die kein schnödes Beiwerk abgeben, sondern die jeweilige Stimmung illustrieren und die komplex komplierten Songperlen erden.

Die Produktion gelingt transparenter und wesentlich besser auf die vielschichtige Metal-Exegese abgestimmt. Führte auf dem Vorgänger "Curse Of Autumn" noch der mittlerweile in Ungnade gefallene und auf kriminellen Pfaden wandelnde Jon Schaffer Regie, übernimmt nun wie auf dem Meisterwerk "Prelude To Sorrow" Zeuss.

Auch die Songs sind besser austariert, homogener gestaltet und weniger wild kompiliert. Durch die Ruhepole in Form der Interludes sowie der beiden Balladen erschaffen Witherfall ein breites Stimmungsbild, mit dem sie ähnlich wie etwa "A Social Grace", "Dead Heart In A Dead World" oder "Awaken The Guardian" den Hörer für eine Stunde aus dem Wust des Alltags entführen.

Trackliste

  1. 1. They Will Let You Down
  2. 2. Where Do I Begin
  3. 3. A Lonely Path
  4. 4. Insidious
  5. 5. Ceremony Of Fire
  6. 6. Sounds Of The Forgotten
  7. 7. Aftermath
  8. 8. When It All Falls Away
  9. 9. Opulent
  10. 10. What Have You Done

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