laut.de-Kritik
Ruppige Gitarrenparts und rumpelnder Bass.
Review von Alexander CordasDie drei von ZZ Top haben musikalisch gesehen schon eine lange Reise hinter sich. Über Blues City ging es schnurgerade nach Boogie Town und Rock Village, bevor der Mega-Erfolg sie erfasste und sie einen Umweg nach Plastikhausen einschlugen. Dort haben sie sich gründlich verfahren, von Anfang der Achtziger bis Mitte der Neunziger. Der Kreativ-Sprit drohte schon auszugehen, als sie doch wieder den Weg in die Spur fanden und zurück ins staubtrockene Gebiet aufbrachen, von wo aus sie dereinst auszogen, um zu grooven.
Nachdem schon "Rhythmeen" und "XXX" ziemlich nah an die Ursuppe heran kamen, aus denen Gibbons, Hill und Beard aufstiegen, dringt "Mescalero" noch tiefer vor. Die Substanzen, aus denen sich Blues, Country und Rock zusammen setzen, dröselt das Trio weiter auf, und mixt daraus einen herrlich furztrockenen Cocktail. Der geht zwar runter wie Öl, hat jedoch einen facettenreichen und höllisch scharfen Nachgeschmack, wie auch das Getränk Mescal, das sich vom Albumtitel ableiten lässt. Von Mescal zu Mescalero ist es nicht weit. Das eine dient dem Genuss und dem Rausch, das andere ist ein Indianerstamm, der im heutigen New Mexico beheimatet ist.
So unterschiedlich diese Worte, so abwechslungsreich gestaltet sich das mittlerweile vierzehnte Studio-Album der drei Texaner. Beginnt "Mesacalero" mit dem Titeltrack und "Two Ways To Play" zwar rauh, aber immer noch recht typisch für die letzten Outputs, so wackelt sich der Groover "Alley Gator" mit Monster-Riffs und Quetschkommoden-Unterstützung zu einem Highlight empor. Weitere Sürprisen hält "Goin' So Good" bereit, das so dunkel bluest wie schon lange nicht mehr. Es gehört schon einiges dazu, cheesiges Steelgitarrengeplänkel so zu verkaufen, dass nicht Zeugs der Marke Truck Stop dabei heraus kommt.
Neben ruppigen Gitarrenparts und rumpelndem Bass kommen Melodien auch nicht zu kurz. Einen selten schnuckligen Mittelpart gilt es in "Stackin' Paper" zu denken. Nur fragt sich, was das soll, wenn da jemand per geschicktem Gedrösel die Fucks und Shits rausbügelt. Sind wir hier im Kindergarten oder was? Vielleicht habe ich auch nur die us-amerikanische "Clean Version" vor mir, wer weiß. Dezente Kopfschmerz bereiten aber auch die Vocoder-Effekte bei "What Would You Do", obwohl der Song mit einer herrlich schrägen Redneck-Country Einlage glänzt. Und überhaupt der Witz. Wenn nach dem Genuss aller sechzehn Songs auf einmal bei 3:40 Minuten "As Time Goes By" erklingt, brechen alle Dämme. Wieder diese Steel-Guitar und Billy Gibbons, der altersweise krächzt:
You must remember this
A kiss is still a kiss
A sigh is just a sigh
The fundamental things apply as time goes by
Genau, und deshalb machen wir jetzt nochmals eine Flasche Bier auf und drücken noch einmal auf 'Play'. Danke für die Aufmerksamkeit.
10 Kommentare mit 3 Antworten
"Nur fragt sich, was das soll, wenn da jemand per geschicktem Gedrösel die Fucks und Shits rausbügelt. Sind wir hier im Kindergarten oder was?"
Vielleicht handelt es sich nur um ZZ Top - typischen Humor; ein wenig angelehnt and die
HipHopper, die auch einen Style daraus gemacht haben, die dirty Passagen einfach zu verschlucken ... ?
Die Gesichtspullover-Träger experimentieren halt ein wenig - na und. Das kann man einer so altgedienten Band schon mal zugestehen.
Zudem ist die Mescalero ziemlich gut. Ich bin froh, das sie endlich wieder zu ihren Wurzeln zurückkehren und diese unseelige 80er Jahre Zeit der Band endlich vorbei ist.
ach du,
versteh ich ja schon, vom puristischen standpunkt aus.
aber so'n knackiges velcro fly ist doch schon große mainstream kunst für die ewigkeit. allein der beat...
Was ist denn so unselig dran?
Das rockt doch.
Wenn ich so einen Mist wie "Rough Boy" höre, wird mir heute noch übel. Wie konnte man nur jemals so einen Shice fabrizieren.
Zudem passen Synthies nicht zu einer Southern Rock Band. Das geht schon mal gar nicht.
Ein Glück das ZZ Top das Gegenteil bewiesen haben. Du scheinst taub und blöd zu sein.
....schimpfte er unter einem 11 Jahre alten Kommentar
Es ist nie zu spät.
Okay, Rough boy ist ein bisschen kitschig, aber das ist eigentlich das einzige, was mir nicht soo gefällt.