laut.de-Kritik
Die Wiederauferstehung des Eisbären.
Review von Dani Fromm"If you thought I was finished, if you thought I was done" ... ja, dann befindet sich jemand gründlichst auf dem Holzweg. Der Umstand, dass es in den letzten Jahren verdammt ruhig um Xzibit war, sollte einen nicht einlullen. "Let the saga continue. Bring it back on the one. I'm coming back with a gun."
Die Untertreibung des Jahres: Mr. X to the Z ebnet seinem Comeback mit einem bestens bestückten Arsenal den Weg. Von der Kettensäge bis zum "Napalm" - alles drin. Die wirksamste aller Waffen hat Xzibit allerdings längst ausgemacht: "Nothing compares to the strength of a free mind."
Bei aller Brachialität, die "Napalm" zur Schau trägt, voran getrieben und doppelt unterstrichen von Xzibits zur Dauerfaust geballten Stimmbändern, steckt in seinem ersten Album seit "Full Circle" zugleich doch eine ganze Menge Nachdenkliches. Die ins Land gegangenen sechs Jahre haben sichtlich Spuren hinterlassen.
Davon, sich unterkriegen zu lassen, ist Xzibit aber weiter entfernt denn je: "It's a cold world - but I'm a polar bear", ein altes, dickfelliges, von Narben gezeichnetes Raubtier - aber dennoch ungebrochen gefährlich. "Only the strong live long."
"Damn, it's good to be back." Wer X' kratzigem Organ (nur übertroffen von seiner, der dreckigsten aller Lachen) vor Jahren bereits verfiel, wird diese Feststellung bedenkenlos unterschreiben und sich jetzt schon an die Straße stellen: "I want to fill up some big rig trucks: time to tour the world."
In der direkten Konfrontation "The State Of Hip Hp Vs. Xzibit" macht letzterer eine ungebrochen gute Figur. Aus den finstersten Tiefen seines Herzens quellen die Zeilen, mit denen X den Kampf seines Lebens ausficht. "Nothing to fear, nothing to lose." Ganz alleine zieht er natürlich nicht in die Schlacht: An seiner Seite streiten überaus qualifizierte Weggefährten.
Mit wem ließe es sich wohl stimmiger saufen als mit den Brüdern von den Alkaholiks? In "Louis XIII" heben die alten Saufkumpane zusammen mit "your Highness" King Tee die Humpen. Kein Wunder, durchzieht die Nummer unüberhörbarer Westcoast-Charme: Den Beat zum Besäufnis steuert Dr. Dre bei.
Fürs Drehen und um das Resultat alsbald gepflegt durchzuziehen, empfiehlt sich die Gesellschaft Wiz Khalifas. Er verpasst "Forever A G" die Hookline und steuert zu "Enjoy The Night", das in seiner Sorglosigkeit etwas aus dem Rahmen fällt, neben David Banner einen Vers bei.
Deutlich happiger als diese seltsam deplatziert erscheinende Halligalli-Nummer haut der Titeltrack auf die Zwölf: In "Napalm" scheinen sich über Jahre hinweg angesammelter Zorn, eine Riesenportion Enttäuschung und rasender Hass gemeinsam Bahn zu brechen. "No glamour, no guts, no glory". Harte Gitarrenriffs treffen unter der Regie von Produzent 1500 or Nothin' auf Travis Barkers Drums und Scratches von DJ Sid, den sich Xzibit bei Slipknot ausgeborgt hat.
"The Meaning Of Life" greift das beherrschende Militärmotiv noch einmal auf. Auf seiner Suche nach dem Sinn des Lebens lässt Xzibit den ehemaligen Staff Sergeant Shilo Harris zu Wort kommen, der aus erster Hand von den Schrecken des Krieges berichtet. Dessen Fazit: "The only person that can set you free is yourself." Xzibits Schlussfolgerung: "Live life out loud with no regrets."
Seiner Mutter hätte diese Einstellung vermutlich gefallen: In dem nach ihrem Todesjahr benannten "1983" liest Mrs. Trena Joiner, eingerahmt von einer würdigen Orchesterkulisse. Xzibit sinniert dazwischen über Familienbande und Prioritäten: ein berührendes Stück Selbstreflektion.
"I searched everywhere for strength and only found it within", unterstreicht auch Mama Joiner die Kernaussage des Albums: Wer sich nicht auf sich selbst, die eigenen Stärken und die eigene Tatkraft verlässt, dem ist wahrhaftig nicht zu helfen. Ein Problem, mit dem sich Xzibit nun wirklich nicht herumschlagen muss.
Er zieht Weisheiten des Kalibers "Treat a bitch like a bitch, treat a queen like a godess" halbdutzendweise aus dem Hut, predigt eigenständiges Denken und Handeln und garniert dies - "Pay attention to detail!" - mit dem einen oder anderen herrlichen Vergleich: "high like giraffe pussy". "I show you how to rhyme", rundet Prodigy in "Something More" den Ratgeber ab.
Spielerisch, wie die Beinarbeit eines Boxers, wirkt es, wenn Xzibit zu Rick Rocks bratzigen Synthies seinen eigenen Werdegang beleuchtet. In "Dos Equis" treffen die Verbalfäuste von X und RBX von rechts und links auf die Trommelfelle, während The Game dazwischen, ganz ungewohnt, ein überaus taugliches Hookline-Mäuschchen abgibt. In "Movies", in dem Xzibit eine komplette Strophe aus Filmtiteln speist, darf The Game aber noch einmal ausführlicher ran. RBX hat seinen zweiten großen Auftritt, wenn er, einem Dämonen aus der Hölle gleich, wie direkt aus einem Alptraum über "I Came To Kill" kommt.
"Gangster Gangster" vereint spacige Sounds mit einem funktriefendem Bass, ratternden Salven und Dancehall-typischen Sirenen. DJ Chill schustert daraus ein derart cooles Brett, dem noch nicht einmal der jaulende Chorus etwas anhaben kann. In "Stand Tall" stört die allzu R'n'B-lastige Hookline den Gesamteindruck erheblich stärker.
Xzibits Stimme funktioniert für sich alleine. Sie blüht aber im Kontrast noch stärker auf. Etwa wenn mit Bishop Lamont, B-Real und Demrick in "Killer's Remorse" Kollegen an den Start gehen, die in deutlich helleren Tonlagen operieren. Oder im Zusammenspiel mit dem schier unverschämt smoothen E-40 im Dirty South-geschwängerten "Up Out The Way".
"I'm back in business, you pussy niggaz in trouble now." Wer an der Wiederauferstehung Xzibits Zweifel hegte, sollte diese jetzt besser begraben. Der Kerl röchelt noch. Mehr als das: "Spit every word. And I mean it." Willkommen zurück!
16 Kommentare
X ist bester Typ. Die Vorabsingle war sehr mäßisch mit dem Metalsound, aber auf dem Album sind sicher Knaller dabei. Coole Features auch, King Tee!!!!
Find's derbe geil. Auch der Titeltrack is fett. N paar Tracks sind eher so Durchschnitt, aber 17 Tracks ohne Filler gibt es eh nie (oder selten). 4/5 geht klar.
Welcher Troll hat sich denn hier an der Wertung vergiffen?
Joa, klingt nicht schlecht nach Hören der Amazon-30-sec-Ausschnitte.
"Dos Equis" rechtfertigt die 4 Sterne voll. Einfach nur übertrieben das Lied.
Luksoropoulos:
Geile Promo-Möglichkeit 30-Sekünder, wa.. so lächerlich.