laut.de-Kritik
Kraftvolle und souveräne Rückkehr zum Techno.
Review von Toni HennigDie seit 1992 aktive Produzentin, DJane und Party-Veranstalterin Ellen Fraatz alias Ellen Allien fühlt sich auf den Dancefloors dieser Welt zu Hause. Ununterbrochen versetzt die Berlinerin Club- und Partygänger zwischen New York, Ibiza und Tokio mit ihren energetischen Sets in Ekstase. Außerdem betreibt sie die Plattenfirma BPitch Control, die in der Vergangenheit mit Paul Kalkbrenner und Moderat einige erfolgreiche Acts hervorgebracht hat. Diese Frau lebt also den Techno durch und durch. Auch "Nost" markiert nach den poppigen Vorgängern ("Dust") und kunstvollen ("LISm") eine Rückkehr zu diesem Stil.
Schon der an Redshape erinnernde Titeltrack kann mit dystopischen Klangflächen und roboterähnlichen Sprachsamples die Vorbilder aus Detroit wie Jeff Mills und Carl Craig nicht verleugnen. Das passt vom Feeling her hervorragend in eine kalte und trostlose Fabrikhalle. In "Innocence" steht mit einer markanten 4/4-Bassdrum die Geradlinigkeit im Vordergrund. Die Nummer beschwört aber weiterhin ein düsteres Zukunftsszenario herauf. In "Jack My Ass" hört man dagegen repetitive Acid-Töne, die in den späten 80ern in London ihrer DJane-Karriere den entscheidenden Impuls gegeben haben.
Mit "Nost", was eine Kurzform von Nostalgie bedeutet, bezieht sich die Berlinerin auf die Ursprünge der elektronischen Clubmusik. Nach dem Mauerfall sollte die Techno-Welle die Hauptstadt erreichen. Bevor sie ihre Karriere als Produzentin startete, legte sie jahrelang als Resident-DJ Mitte der 90er bei den legendären Partys im E-Werk und im Tresor auf. Zu einem Zeitpunkt, als sich die Szene auf dem kreativen Höhepunkt befand. Die Platte schwelgt aber nicht nur in euphorischen Erinnerungen, sondern drückt aufgrund der druckvollen Produktion überaus zeitgemäß aus den Boxen.
"Call Me" knüpft mit seinen sphärischen Synthies und der lasziv-sinnlichen Stimme Ellen Alliens noch einmal an ihre Electroclash-Entwürfe Anfang der 00er-Jahre an und unterstreicht ihre poppigen Qualitäten. "Electric Eye" verfügt über Chicago-House-Elemente und erweist sich mit seiner straighten Hi-Hat und den geloopten Gesangs-Sequenzen als äußerst zwingende und funktionale Tanzflächen-Nummer.
Das Industrial-Techno-Brett "Mma" klingt noch kompromissloser. Erst mit "Stormy Memories" fährt sie das Tempo zurück. Der Track schwingt sich schließlich zu einem hypnotischen Finale auf und lässt in seiner Melancholie an die frühen Veröffentlichungen von Aphex Twin denken. Im abschließenden "Erdmond" bauen mysteriöse Bleep-Sounds à la LFO und nach Weltraum klingende Samples eine bedrohliche und subtile Spannung auf. Diese atmosphärischen Momente besitzen nicht nur eine bemerkenswerte Liebe fürs Detail, sondern runden die Scheibe fulminant ab.
Die unterschiedlichen Einflüsse und Vorlieben der Berlinerin innerhalb des elektronischen Spektrums vereint "Nost" letztendlich zu einem schlüssigen Ganzen. Wie ihre DJ-Sets, findet auch das Album eine souveräne eine ausgewogene Balance zwischen ruhigen und kraftvollen Nummern. Dafür vermisst man auf dieser Platte jegliche Innovation. Vielmehr besinnt sich Ellen Allien auf ihre Underground-Wurzeln und bleibt damit erfreulicherweise ihren rohen und unverbrauchten Prinzipien treu.
1 Kommentar mit 3 Antworten
Heute auf dem Bike gehört, da kommt das ganz gut, treibt latent. Insgesamt aber auf den ersten Blick etwas eintönig und ohne "Banger", oder wie man das beim Techno so nennt.
Werde morgen nochmal "Stadtkind" gegenhören.
du sollst robyn hitchcock stisen.
und kein feiner zug, hier zu posten ohne ein "schönen abend" im chat zu hinterlassen....... manieren wie bei den barbaren!
WIE BITTE! Ich habe allen einen schönen Abend und eine geruhsame Nacht gewünscht, Habibi. Ich bitte Dich. Und ok, Robyn werde ich checken, ist doch auch eh auf dem Zettel. Kleinkarierter Hosenscheißer, ey!
du hast bei deiner antwort die zeitliche betrachtung meiner aussage im zusammenhang deines barbarischen verhaltens nicht berücksichtigt.