laut.de-Kritik
Hübsche Songs im flauschigen Elektrobett.
Review von Kai KoppDas Album mit der Stimme von Sidsel Endresen zu eröffnen, ist ein gelungener Coup. Ihre Ausdrucksstärke ist nach wie vor einzigartig und macht Lust, sich den Klangwelten des EDV-Masterminds Sönke Düwer hinzugeben. Mit kargen Klanglandschaften und schlichter Linienführung erinnert "Sing Me Something" an die Duoarbeit Endresen/Wesseltoft, ohne deren Tiefe und Intimität zu erreichen.
Düwers Konzept ist schnell erklärt: "Bisher habe ich ausschließlich Platten ohne Gesang gemacht. Jetzt hieß es endlich einmal konsequent zu sein und die Herausforderung mit der Gesangsplatte anzunehmen." Gesang meint in seinem Fall, sich den unterschiedlichsten Aspekten der menschlichen Stimme auf verschiedene Weisen zu nähern. Melodien passieren den Elektrofilter mal ungehindert, mal verfremdet er sie aufs Extremste. Zwischen experimentell und konventionell, zwischen Jazz und Elektro-Pop, zwischen heute, gestern und morgen siedelt Sönke Düwer seine Kompositionen an. Etablierte Vokalistinnen (Sidsel Endresen, Ursula Rucker, Torun Eriksen) teilen sich die Mikro-Arbeit mit Newcomerinnen wie Britta-Ann Flechsenhar (Flexkögl), Platnum oder Ute Lorenzen.
Mit Ursula Rucker (auf "Or Is The Moment Gone") verhält es sich wie mit Sidsel Endresen. Wo sie mitwirkt, will partout nur Gutes entstehen. Ihre Spoken Word-Narrationen werden durch Düwers elektronische Ambient-Landschaften hervorragend eingerahmt. Sehr gelungen! Ansonsten beherrscht elektronische Experimentierfreude, für die unüberhörbar Bugge Wesseltoft Pate steht, die Szenerie.
Soulstimme (Platnum) trifft Elektro-Avantgarde ist das Motto auf "How Can You Be" - wer es mag! Das gilt auch für "Batterie", das Hip Hop und Rap mit viel Hall, Delay, Sample-Streichern und Synthiebass verarbeitet.
Das Gebläse von "What Ellington Says" könnte einem Johannes Enders-Hirn entspringen. Das Elektrokorsett schnürt Sönke Düwer allerdings etwas zu eng, der Song bekommt keine Chance, sich zu entfalten. Auch der Drum'n'Bass-Beat von "Faute De Mieux" kann nicht überzeugen. Während der Titel ambient vor sich hin muzakt, lässt lediglich der experimentelle Einsatz der Stimme, besser gesagt Stimmfetzen, aufhorchen.
Alles sehr stimmungsvoll und warm von der Klangarchitektur her. Hübsche Songs im flauschigen Elektrobett. Nett, wie man so schön sagt! Mit einer Ausbeute von zwei wirklich gelungenen Stücken ("Phonetic" und "Or Is The Moment Gone") hat Sönke Düwer die Herausforderung des Vokalalbums zwar angenommen, aber nur bedingt gemeistert.
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