laut.de-Kritik
40 Dance- und Electronica-Remixe von Partytune bis Noisestudie.
Review von Eberhard DoblerIn den vergangene Monaten scannten die Foals ihren Backkatalog unter dem Stichwort 'Remix' und veröffentlichten die Trefferliste ab Juni in drei Teilen: Nun liegen die "Collected Remixes" zusammengefasst als Vinyl-Box sowie digital vor. Die Sammlung umfasst 40 Dance- und Electronica-Remixe, eine ganze Reihe steht zudem erstmals auf Streamingportalen bereit. Zuvor waren 2019 mit "Everything Not Saved Will Be Lost Pt. 1..." bereits zehn Remixe von Songs des vorletzten Studioalbums "Everything Not Saved Will Be Lost Part 1" erschienen.
Naturgemäß sind die Hits der Band überrepräsentiert, so kommt "My Number" viermal zu Ehren, "Mountain At My Gates" und "Give It All" je dreimal. Viele Songs wie "What Went Down" werden doppelt durch den Wolf gedreht. Weshalb sich ausgerechnet "Spanish Sahara" mit fünf Bearbeitungen bei Remixern solcher Beliebtheit erfreut, leuchtet dem Laien aber nicht direkt ein: Mit im Original bereits fast sieben Minuten Spielzeit zählt der Brocken nicht gerade zu den prägnantesten Songs der Band - Chad Valley und John Dallbäck legen hier trotzdem geschmeidige Bearbeitungen vor.
Zu den Highlights zählen die "Give It All"-Version des Südlondoners Lxury, das ausgiebig Yannis Philippakkis' Vocals nutzt: Aus der an sich introvertierten Ballade wird im Remix ein melancholischer Pumper. Mit den originalen Vocals operieren auch Hot Chip: Ihr "My Number"-Remix bliebe ohne diese Ankerpunkte eher schwerlich erkennbar. "Mountain At My Gates" von Alec Metric zieht alle Register des House-/Technohandwerks, und Rüfus Du Sol lässt für "The Runner" einen Synthbass von der Leine, der einen schmerzlich daran erinnert, dass es keine durchtanzten Clubnächte mehr gibt.
Auf Ibiza-Niveau - was positiv gemeint ist - operiert "Into The Surf" von Hot Since 82: Zur eingebauten Saxofon-Improvisation würde man relaxt in den anbrechenden Tag hineintanzen. "In Degrees" von Purple Disco Machine bleibt den Supersound-Versionen der 80er verpflichtet. Funky Frenchhouse-Vibe transportiert SebastiAns "Mountain At My Gates", Techhouse-Producer Solomun wählt für "Late Night" einen minimalen Ansatz, dafür aber hochwertige Instrumente bzw. Sounds.
Allgemein lässt sich sagen, dass das Ausgangsmaterial der Foals natürlich genügend Melodien und Harmonien hergibt, um dem Studioequipement der Protagonisten mehr als nur stumpfes Geballer bzw. ziellose Ambient-Flächen abzuringen. Lässt einen das erste Drittel der Tracks das Zürcher Streetparade-Wochenende herbeisehen, geht es auf Teil zwei progressiver und indielastiger zu.
Tom Vek reicht zwar noch eine lärmende, aber dennoch tanzbare Indietronicversion von "Inhaler", Haxan Cloaks "What Went Down"-Version ist im Anschluss aber nur noch Noisestudie. Vessels dissonante "Exits"-Interpretation klingt wie der verstörte Bruder des Originals. "Hummer", die erste Foals-Single mit Philippakkis am Mic überhaupt, zitiert Acid House der 80/90er.
Tool-Bassist Justin Chancellor nimmt sich das Foals-Rockmonster "What Went Down" als eine Art leicht ausgebremsten Big Beat zur Brust. Lissviks "Miami"-Version klingt wie der Song einer Indieband. "Wash Off" im KUU-Remix rollt angenehm und etwas langsamer als im Original dahin. "This Orient" von Ninja Tunes Grime-Producer Starkey und die "Night Swimmers" des britische Nu Disco-Elektronikers Mura Masa entwickeln sich dagegen ziemlich innovativ.
Das abschließende Drittel der Compilation zielt mit Kollaborateuren wie Totally Enormous Extinct Dinosaurs wieder deutlicher auf den Dancefloor, verweilt aber im Indie-Kontext. Kieran Hebdons Versionen von "Balloons" und "Tron" liegen dank der akustischen Instrumentierung so nah wie keine anderen Titel am Original. In der akustischen Logik bleibt auch "Olympic Airways" von Supermayer aka Superpitcher und Michael Mayer.
Die Foals legen unterm Strich einen mächtigen Remix-Überblick vor, dessen erster Teil am rundesten wirkt. Natürlich bleiben ihre Originale unantastbar. Nichtsdestotrotz könnte es sich lohnen, dem ein oder anderen bisher nicht zur Kenntnis genommen Remixer ein bisschen hinterher zu recherchieren.
2 Kommentare mit 6 Antworten
"Mit im Original bereits fast sieben Minuten Spielzeit zählt der Brocken nicht gerade zu den prägnantesten Songs der Band"
Alle mir bekannnten Foals-Jünger bewerten den Song als Highlight und quintessentiell für die Gruppe. Just saying
Seh ich auch so, mbMn sogar ihr bester.
Finde ich auch. Grossartig und episch.
Ich finde der Schwinger ist großartig und episch, ma sagen.
Na, vielen Dank.
und sein penis erst, der ist überwältigend ... und das nicht nur im strafrechtlichen sinne.
Penisse sind immer ein gutes Thema. Vor allem wenn sie aus Stahl sind.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.