laut.de-Kritik
Die frühe Epoche fehlt mit Rücksicht auf die Jugendschützer.
Review von Philipp GässleinWas tut ein Musiker, dem noch ein Album zur Erfüllung des ungeliebten Majordeals fehlt? Richtig: Er erkauft sich seine Freiheit wahlweise durch ein dahin gerotztes Studioalbum oder verwertet den alten Kram einfach ein zweites Mal. Wenn das bisherige Dutzend Singles nur schwerlich ausreicht, eine Greatest Hits zu füllen, macht man einfach eine 'Best Of' draus - was der endgültigen Fanverarsche Tür und Tor öffnet.
Dennoch muss man Savas zugestehen, dass die Melange seiner besten Stücke nicht nach Abzocke stinkt, schlimmstenfalls ein wenig müffelt. Zwei CDs, 37 Tracks, das verdient das Prädikat 'stattlich'. Auch die berechtigte Skepsis, was eine "Best Of" nach zwei Solostudioalben überhaupt soll, fegt der Optik-Chef mühelos beiseite.
Immerhin gab es nicht nur "Der Beste Tag Meines Lebens" plus Remixe und "Tot Oder Lebendig", sondern Mixtapes, Labelsampler, das Freunde der Sonne-Projekt und "One" mit Homeboy Azad.
Allerdings, und hier muss sich der Berliner Kritik gefallen lassen: Es gab seinerzeit auch zwei grandiose Alben von Westberlin Maskulin, seiner Crew mit Taktlo$$, sowie die bis heute legendäre "NLP"-CD der Masters Of Rap.
Diese frühe Epoche kehrt diese Best Of völlig unter den Teppich. Klar: Bei "LMS", "Blasen" oder "Pimplegionär" würden Jugendschützer auf die Barrikaden gehen. Was allerdings gegen "Rolex" oder "Bei Mir" spricht, das weiß nur Gott alleine.
Aus der Zeit, als der Berliner noch das 'King' im Namen trug, bleiben also lediglich "Neongelb", politisch korrekt ohne N-Bombe, der Smashing Hit "King Of Rap" mit Plattenpapzt und die Battleraphymne "Fehdehandschuh". Für die Klientel, die sich heute auf seinen Liveshows rumtreibt, wohl kein großes Problem: zu unmelodiös, zu roh, zu wenig anbiedernd sind die frühen Stücke.
Ich dagegen fühle mich um die Ära betrogen, in denen die Punchlines punktgenau Gegner zerfetzten, in der Bitches nach dem Geschlechtsakt Entzündungen davontrugen. Kurz: Um die Ära, die Savas' Stellenwert im Rapgame erst begründete.
Trotzdem: Wer nicht penibel jeden Labelsampler gekauft hat, wird auf der "Best Of" noch genug Tracks hören, die er nicht kennt. Und selbst Hardcorefans erhalten ein breitgefächertes, vielseitiges Sammelsurium aus acht Jahren Schaffensphase plus nicht weniger als fünf Bonustracks.
Gründe zum Meckern gibt es grundsätzlich bei jeder Best Of - hier sind es erstaunlich wenige. Hände in die Luft, von links nach rechts, runter auf die Knie, und jetzt mal wohlwollend das Haupt gesenkt vor einem der schillerndsten und wichtigsten MCs dieses Landes.
40 Kommentare
zeigt bei mir wiedermal keine Wertungsbalken an.
edit. funzt wieder
3 sinds geworden
Schöne Review.
@Testave (« Bin ich eigentlich der einzige, der Tod oder Lebendig mehr feiert als seine alten Dinger? Sieht fast so aus. »):
wenn du mit "alten sachen" johnbello und beste tag meinst, geb ich dir recht. wenn du die mor ära miteinbeziehst natürlich nicht
@Sodhahn (« @Testave (« Bin ich eigentlich der einzige, der Tod oder Lebendig mehr feiert als seine alten Dinger? Sieht fast so aus. »):
wenn du mit "alten sachen" johnbello und beste tag meinst, geb ich dir recht. wenn du die mor ära miteinbeziehst natürlich nicht »):
Jep, ich meine natürlich die Solos. Mor und Westberlin Maskulin ist natürlich was anderes.
"Derber Dreh"
Naja,RTL...