laut.de-Kritik
Schon mal was vom Full Scale Quarter Tone System gehört?
Review von Michael EdeleNachdem man eine Zeit lang der Meinung sein konnte, dass Tony Jelencovich dank unzähliger Projektbeiträge überpräsent war, verspürte man nach "Human Museum" langsam aber sicher doch auch eine leichte Sehsucht. Nun kehrt er mit seinem eigentlichen Baby zurück und knüpft nahtlos an den Vorgänger "Peacenemy" an.
Wobei nahtlos aus Sicht der Band bestimmt nicht als richtiges Adjektiv durchgeht. Immerhin beschäftigten sich die Mucker extra mit etwas, das sie auf ihrer Homepage "Full Scale Quarter Tone System" bezeichnen. Soll heißen, an Stelle der normalen zwölf Halbtöne einer Oktave schreddern M.A.N. mit 24 Vierteltönen.
Damit haben sich bislang nur sehr wenige Musiker beschäftigt, und in Sachen westlicher Rockmusik sind die Jungs damit wohl mehr oder minder die Ersten. Was aber heißt das in Bezug auf "Massive Audio Nerve"?
Kurz gesagt: eigentlich scheißegal! Wer von Musiktheorie keine Ahnung hat, legt die Scheibe ein und freut sich darüber, dass einem in knapp 35 Minuten nass der Sack rasiert wird. "Logocide" epiliert jedenfalls nicht, sondern hobelt knorpeltief über die Klöten. Die Nähe zu Static-X, Meshuggah und ähnlichen Bands ist nach wie vor vorhanden, aber die markante und vor allem wandelbare Stimme von Tony bleibt charakteristisch.
In Sachen Grooves gibts auf "Massive Audio Nerve" ebenfalls die volle Breitseite: Die meisten Tracks finden im Midtempobereich statt, und ein massiver Brecher wie "Slave Program" ist die Ausnahme, auch wenn "False Memory Syndrome 1.0" ebenfalls ordentlich Gas gibt. Im Vergleich dazu stellt "Loveless" eine erstaunlich melodische Nummer im M.A.N.-Universum dar. Dass Tony ein absolut begnadeter Sänger ist, weiß man nicht erst seit "Angel Blake", bei seiner eigenen Truppe hält er damit gern hinterm Berg.
Dafür findet sich mit "Mock At My Motion" eine deutliche Strapping Young Lad-Schlagseite und auch zu den Solosachen von Devin Townsend findet sich eine kleine Verbindung, etwa das verträumte Gitarrenintro von "Last Light Drains" an.
Gitarrenexzentriker Robgus kann also auch anders. Dass dann trotzdem unmittelbar wieder ein akustisches Gewitter über den Hörer hereinbricht - wen wunderts?
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