laut.de-Kritik

Ein Mix aus RomCom-Soundtrack und Big-Band-Klassikern

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"Michael Bublé hört auf!". Diese (Falsch-)Meldung kursierte rund einen Monat vor der Veröffentlichung seiner zehnten Platte "Love", die zahlreiche Zeitungen daher schon als dessen Abschieds-Album titulierten. Der Grund: Im Interview mit einem britischen Boulevard-Blättchen hatte sich der swingende Kanadier die spitze Bemerkung erlaubt, er wolle sich doch nun endlich einmal zur Ruhe setzen und sich nur noch seiner Familie - insbesondere seinem krebskranken Sohn – widmen. Für die Klatsch-Zeitschrift wohl ein zu plausibler Einfall, die sogleich Bublés Karriereende verkündete. Wenig später dementierte der Sänger jegliche Abschiedsabsichten und vermeldete dagegen neue Tourdaten. Ob PR-Gag oder Missverständnis – ein fader Nachgeschmack bleibt.

Tatsächlich ist "Love" ein Mini-Comeback, hat man doch seit "Nobody But Me" vor zwei Jahren wenig bis gar nichts von Bublé gehört. Wie schon bei den Vorgängern verlässt sich der 43-Jährige auch bei seiner Jubiläumsplatte auf ein Potpourri aus altbewährten Jazz-Standards im frisch arrangierten Gewand, aufgelockert mit zwei bis drei neuen Kompositionen. Wie der Titel unschwer vermuten lässt, stellt der Sänger aktuell die gute alte Liebe ins Zentrum seiner Werkauswahl.

Schon der Opener "When I Fall In Love", im Original von Nat King Cole, illustriert, wohin die Reise geht: Überwiegend konzertieren schwelgende Streicher mit dem sanften Timbre Bublés, der die leicht kitschigen Stücke gewohnt souverän intoniert, es dabei aber leider an Tiefe vermissen lässt. Fast würde das halbe Album somit als Soundtrack-Palette für sämtliche RomCom-Finale mit Hugh Grant durchgehen.

Aber eben nur fast: Wenn sich der 43-Jährige in "I Only Have Eyes For You" ausdrucksstark in die gut aufgelegte Big Band einfügt und Louis Armstrongs Stimmband-Knirschen aus "When You’re Smiling" in warme Melodie-Tupfer verwandelt, macht die Platte durchaus Spaß. Auch Chet Bakers bedrohliche Valentinstags-Ballade ("My Funny Valentine") mit dunklen Drums und Bublés beklemmendem Gesang steht dem Longplayer gut.

Während der Edith-Piaf-Klassiker "La Vie En Rose" mit Grammy-Preisträgerin Cécile McLorin Salvant im Andante dahinplätschert, greift der eigentliche Jazz-Sänger in der Neuschöpfung "Love You Anymore" erstmals zur vorsichtig angezerrten E-Gitarre. Holla! Die zweite Single-Auskopplung bewegt sich zwar gefährlich nahe an der Grenze zur Eintönigkeit, erweitert das Album dafür um eine Pop-Note. "Just because I'm on my knees and swearing I would change / and I’d do anything to hear you say ‘I’m yours’ / just because I know I'll never ever feel the same / doesn't mean I love you anymore". Okay.

Natürlich ist beim bunten Allerlei der Jazz-Standards auch der gute Frank mit von der Partie, nimmt sich Bublé das entschleunigte "Where Or When" sowie die Mitschnipp-Nummer "I Get A Kick Out Of You" vor. Letzteres ist nur auf der Deluxe-Edition vertreten. Obendrein fühlt er bei "Such A Night" seiner Zeit als jugendlicher Elvis-Sänger nach – Rock’n’Roll plus Michael Bublé geht immer noch auf!

Insgesamt kann die kanadische Kehle auf ihrem zehnten Studioalbum nur wenig überraschen, macht dafür aber auch nicht viel falsch, denn sind wir mal ehrlich: Wenn Michael Bublé eines kann, dann die Easy-Listening-Klassiker des American Songbook leichtfüßig in die Plattenläden und Spotify-Playlists der Jetztzeit holen. Und das ist ihm auch bei "Love" wieder einmal bestens gelungen.

Trackliste

  1. 1. When I Fall In Love
  2. 2. I Only Have Eyes For You
  3. 3. Love You Anymore
  4. 4. La Vie En Rose (feat. Cécile McLorin Salvant)
  5. 5. My Funny Valentine
  6. 6. Such A Night
  7. 7. Forever Now
  8. 8. Help Me Make It Through the Night (feat. Loren Allred)
  9. 9. Unforgettable
  10. 10. When You're Smiling
  11. 11. Where Or When
  12. 12. When You're Not Here
  13. 13. I Get A Kick Out Of You

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