laut.de-Kritik
Ein Paket aus den Siebzigern voller Funk und Flow.
Review von Kerstin KratochwillFluffigen Hipster-Funk und luftigen French House vereinte die australische Electropop-Band Parcels schon auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 2018 und dem Nachfolger "Day/Night" von 2021. Nun folgt mit "Loved" Album Nr. 3, das diesem Stil treu bleibt und ihn weiter verfeinert.
Seit Jahren arbeiten Parcels auch viel aus ihrer Wahlheimat Berlin heraus an ihrem lässigen wie catchy Sound, der ganz klar in Richtung Seventies-Vintage-Anstrich geht. Im Gegensatz zu ihren letzten beiden Alben, die komplett in einem Studio entstanden, ist "Loved" ein echtes Jet-Set-Werk. Die Bandmitglieder kamen mit ihren unterschiedlichen Songideen zusammen und setzten diese in Studios auf der ganzen Welt um. Nicht nur in Berlin, sondern auch in ihrer echten Heimat Byron Bay, aber auch in Sydney, Oaxaca und Mexiko-Stadt.
Die so entstandene Musik gleicht dann auch einer Reise und ist ein Trip aus Soft-Rock, Sixties-Surf, Dreampop, Funk und Disco. Die Songs sind ein smoother wie smarter Cocktail-Mix aus Beach Boys, Steely Dan, Marvin Gaye, Chic, Bee Gees und Kool And The Gang, garniert mit viel Glitzer und Gin Tonic.
Parcels ist eine Band, die ihre postmodernen Hausaufgaben akribisch gemacht hat: Seit Teeniezeiten Freunde und geschult in allen popkulturellen Bereichen, versuchten sich die Musiker mal in Metal, mal in Vintage-Soul, mal in Indie-Folk. Auf "Loved" macht das Quintett es sich weiterhin in seiner eigenen Sound-Nische im Disco-Soul gemütlich, der sie einerseits als Streber verrät, andererseits als Perfektionisten markiert.
Das Schöne an ihrem Sound ist jedoch, dass beides nicht mit einer Verbissenheit praktiziert wird, sondern mit Verspieltheit sowie umhüllenden harmonischen Vocals. Die Tracks gleichen so einem nicht enden wollenden pluckernden psychedelischen Traum: Thundercat light, Prince in Slomo. Und in vielen der groovigen Songs hört man auch ihre frühere Zusammenarbeit mit Daft Punk heraus, so dass sich eine verteufelt gute Mischung aus eingängigen wie entspannten Melodien entfaltet.
1 Kommentar
Die sind schon cool, aber so viel Zeit kann ich nicht freiwillig im Fahrstuhl verbringen, dass ich ein ganzes Album schaffe.