laut.de-Kritik
Abwechslungsreiche Reise durch Lavelles Sounduniversum.
Review von Toni HennigVor ungefähr eineinhalb Jahren veröffentlichten UNKLE "The Road: Part 1". Das fühlte sich für James Lavelle noch so an, als wenn man von "Zuhause verschwindet". "The Road: Part 2 / Lost Highway", der mittlere Teil der Trilogie, bildet nun "die Reise" an sich. Er versteht es zudem als "Mixtape", das eine "vielseitige Mixtur" bietet.
So gesellen sich neben Mark Lanegan, Elliott Power, Mink, Dhani Harrison, Eska, Keaton Henson und Liela Moss, die man schon auf "The Road: Part 1" hörte, eine Reihe weiterer Gastsänger hinzu. Das Album, das aus zwei je rund 40-minütigen Teilen besteht, halten, wie schon beim Vorgänger, kurze Interludes zusammen.
Den Anfang macht Lanegan, der in "Requiem (When You Talk Of Love)" mit seinem knochigen Organ durch eine staubige Landschaft führt, während Piano und Keyboardflächen ein Gefühl von Weite erzeugen.
Noch etwas härter klingt dann "Ar.Mour", das mit düsteren Trip Hop-Beats, verspielten Gitarreneinschüben, bekifften Raps von Elliott Power und leicht dramatischem Klargesang von Mink auch auf UNKLES Meilenstein "Psyence Fiction" eine gute Figur abgegeben hätte. Ebenso verweist das rhythmische Schlagzeugspiel gegen Ende in "Feel More / With Less" auf Lavelles Wurzeln. Der Track beginnt als melancholische Klavierballade, die nach und nach aufgrund der Stimme von Liela Moss an Emotionalität gewinnt. Das hat etwas herrlich Anachronistisches, ohne irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein.
Dazwischen beweist der Brite mit "The Other Side" seine Hitqualitäten, wenn er Tom Smith von den Editors eine eingängige Midtempo-Pop-Nummer auf den eleganten Leib schneidert. das kann so problemlos im Radio laufen, was nicht mal negativ gemeint ist. Die restliche erste Seite knüpft melodisch an diesen starken Beginn nicht ganz an, hält jedoch das sehr gute Niveau und besitzt zum Schluss mit "The First Time Ever I Saw Your Face" eine wunderbar fragile, soulige Neuinterpretation eines englischen Folk-Evergreens. Das Stück erlangte 1972 in der Version von Roberta Flack internationale Bekanntheit.
An Abwechslung mangelt es der Platte nicht. Sie macht insgesamt einen deutlich runderen Eindruck als der noch ziemlich unentschlossene Vorgänger und hat nur wenige Längen. Die schleichen sich auf der zweiten Seite ein.
Die startet mit "Crucifixion / A Prophet" noch sehr stark. Das versprüht nämlich mit einer Vielzahl an Gastsängern wie Ian Astbury von The Cult hedonistisches Neunzigerjahre-"Rock'n'Roll"-Feeling und mündet in einer wüsten Feedback-Orgie. "Powder Man" überzeugt ebenfalls als sphärisches Gegenstück, das mit der zarten Stimme von Chris Goss (Masters Of Reality) in himmlische The Verve-Sphären abhebt.
Leider hat Lavelle Mick Jones nicht unbedingt das passende Soundkorsett verpasst, denn das driftet mit verhaltener Elektronik, etwas Pianogeklimper und monotonem Schlagzeug- und E-Gitarren-Klängen zu sehr in unspektakuläre Ambient-Gefilde ab, während der The Clash-Veteran "Oh yeah" unzählige Male wiederholt.
In "Find An Outsider" kommt dagegen psychedelisches Flair auf. Der The Big Pink-Sänger mit dem unvorteilhaften Namen Robbie Furze glänzt mit lässigem Gesang zu geradlinigen Drums und akzentuierenden Saitentönen. "Days And Nights" lebt wiederum von schwelgerischen Streicherteppichen und der versponnenen Stimmführung von Dhani Harrison. Somit finden UNKLE doch wieder in die richtige Spur.
Nur schade, dass man "The Road: Part 2 / Lost Highway", das wie eine Reise durch das gesamte Sounduniversum des Projektes anmutet, mit der all zu synthetischen und kommerziellen Dance-Pop-Nummer "Touch Me"nicht gerade optimal abrundet. Wollen wir hoffen, dass sie nicht nicht die stilistische Ausrichtung von "The Road: Part 3" vorwegnimmt, das sich laut James Lavelle darum dreht, "nach Hause zu gelangen".
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