laut.de-Kritik
Sommerspaß mit intelligenten Arrangements.
Review von Sven KabelitzÜber Jahrzehnte pflegte die Ukulele ein Dasein als Exotin. Ein kleines Instrumentlein, mit dem Stefan Raab sich durch seine Sendung alberte. Dank Israel Kamakawiwo'Oles "Over The Rainbow" und der weiteren Vorarbeit von Eddie Vedder ("Ukulele Songs"), den Ärzten ("Songbook Für Ukulele") oder Perrecy ("Du bist das Opfer") ist das sympathische Zupfinstrument mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Selbst das kleinste Nest verfügt über mindestens drei Ukulelenorchester. Der Autor dieser Zeilen weiß Bescheid, da er selbst einst einem angehörte.
Nun verfällt auch Pit Baumgartner (Produzent von De-Phazz, A-ha, Till Brönner und Re-Mixer von Yello) dem Charme des "hüpfenden Flohs". Zusammen mit Joo Kraus (Flügelhorn), Adax Dörsam (Ukulele, Gitarre) und Oli Rubow gründete er die Ukulele Dub Society. Dabei hebt sich der Verein angenehm von dem mittlerweile festgefahrenen Klangbild anderer Bands ab.
Die Ukulele steht auf "Ukulism" zwar deutlich im Fokus, jedoch schrammelt die Society nicht einfach ein paar halbgare Coverversionen herunter. Stattdessen betten sie das kleine Saiteninstrument in ein angenehmes, an De-Phazz erinnerndes Klangbild zwischen Dub, Lounge-Jazz, Bossa Nova und Easy Listening. Intelligent platzieren die Musiker ihre Hauptdarstellerin zwischen unaufdringlichen Bläsern, Bässen und Rhythmen. Gerade die Dub-Anleihen bleiben in Stücken wie "Broken Lamento", "Mister Fine" und "Gog Gog" im Vordergrund.
Zu den gelungenen Eigenkompositionen gesellen sich Johnny Guitar Watsons "Real Mother For Ya" und Ellie Gouldings zu lieblich umgesetztes "Burn". Wer es wie die Ukulele Dub Society wagt, sich an Frank Zappas Meilenstein "Inca Roads" zu versuchen und bei diesem Vorhaben nicht scheitert, hat sowieso Respekt verdient.
Ukulele Dub Societys "Ukulism" bietet zeitgleich leicht bekömmlichen Sommerspaß für die Strandbar, den man angenehm im Hintergund plätschern lassen kann, beim genaueren Hinhören aber auch intelligente Arrangements voller Spielfreude und Überraschungen. Zeitweise zwar etwas zu brav und mit zu viel Chichi, vertreibt das Album schlechte Laune und Trübsal unter Garantie umgehend. "You can't buy happiness, but you can buy a uke … and that comes very close."
1 Kommentar mit 8 Antworten
Gern hätte ich den Referenzen des ersten Absatz noch "Amanda Palmer performs the popular hits of Radiohead on her magical Ukulele" gelesen (allein schon wegen Idioteque... Nackenhaare stramm auf 12! https://www.youtube.com/watch?v=iD3kOxZ_gak ), aber sonst ein leicht verdaulicher und kurzweiliger Sommersnack, danke für den Tip!
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Amanda war auch zuerst drin, aber vor lauter Links wurde es mir dann etwas blümerant.
Ja, seh ich ein - auch wenn das Palmer-Coveralbum einen mMn geschickten Haken schlägt, da es oberflächlich (Artwork etc.) genau in die humoristische Kerbe schlägt, die ich von einem Ukulele-Album erwarte, während die Tracks selbst durch ihren Tiefgang die Kinnlade zu Boden schnellen lassen. So viel "Seriösität" erwartest du halt nicht von einer Ukulele, weswegen Amanda ihre ja auch zurecht als "magisch" bezeichnen darf, imho.
Wobei man speziell bei Idioteque auch so wenig falsch machen kann. Mindestens genauso wie Amandas magische Ukulele und das Original holt mich auch diese laid back-Version von Calico Horse immer wieder zuverlässig ab:
https://www.youtube.com/watch?v=cN4WTsDxeSo
Super. Jetzt will ich jeden Radiohead Song mit Amanda Palmer am Mikrofon.
...dafür wäre die genannte Cover-Platte von Fr. Palmer immerhin ein Anfang. Sechs Stücke (allerdings von der Auswahl nur bis KID A) komplett umarrangiert, Creep sogar 2x in ner hung up Studio- und ner Liveversion, macht insgesamt 7.
Solange es nicht den gesamten Radiohead-Katalog mit ihr gibt, lass ich lieber die Finger davon, nicht dass ich abhängig werde und dann auf dem trockenen Sitze, neenee.
Okay, Fitter Happier brauche ich nicht mit ihr, wobei...
Aber im Ernst, schmuckes Ding, was sie da gemacht hat. Allerdings vermute ich die Magie eher in ihrer Stimme bzw. wird auch so einiges vom Klavier getragen und nicht nur von der Ukulele.
Da hast du mich (und sie) jetzt natürlich ertappt
Ukulele (und Stimme) allein traue ich dieses Kunststück auch ehrlich gesagt auch nach wie vor nicht zu (bzw. kenne kein Besipiel; der dicke verstorbene "Somewhere.."-Coverer zählt in meiner Welt nicht - Judy Garland ftw).
Aber es gelingt ihr auf der Platte durchgängig famos, die Ukulele stimmungskongruent einzusetzen, was ich per se bei der Schwere des Stoffs nicht erwarten kann, dann lieber von vorne herein den Weg des geringsten Widerstands wählen, auf das "kann man einfach nicht ernstnehmen"-Element des Ukulelenklanges setzen und ein Spaß-Album i.S. der meisten anderen genannten Referenzen setzen.
Amanda Palmer ist da durchaus ein Kunststück gelungen, eines, was mich zumindest auch ihrer Ukulele den Status "magisch" zuerkennen lässt.
Fun Fact: In den ruhigeren Part am Ende von Idioteque flüstert sie angeblich die Namen all derer, die ihr sagten, es sei eine absolut beschissene Idee, ein Ukulelen-Coveralbum mit Songs von Radiohead aufzunehmen und sie solle das gefälligst sein lassen...
Eric, Nathan, John, Marc, ...Gideon, Steven, Patrick, Simon, ... - Witzig!
Judy Garland hat mir dann doch zu viel Schmalz in der Stimme. Meine Lieblingsversion kommt leider auch nicht ohne Ukulele aus... mit der Zeit nutzt sich sowas aber natürlich schnell ab... https://www.youtube.com/watch?v=zTWj7aLbEhI