laut.de-Kritik
Kindererziehung mit Helge, Koze, den Massiven und Co.
Review von Mathias MöllerMusikalische Früherziehung für anspruchsvolle Eltern kann ein Garaus sein. Da zieht der Spross der Familie zielsicher die alten, eigentlich gut versteckten Gotthard-CDs aus dem Regal (mein kleiner Bruder) oder steht auf A-Ha (meine Nichte). Nicht oft hat man das Glück, dass der Dreikäsehoch Morrisseys gottgleiches Organ ebenso goutiert wie der alte Herr (Kollege Michel Schuh & Tochter).
Der Sampler "Tonangeberei" schafft Abhilfe. Infantiles Gesinge ist nicht allein Kindersache, nein, die versammelten Hamburger SchulabsolventInnen und ihre auswärtigen MitsingerInnen beweisen, dass sie in "Day Care" aufgepasst haben.
22 Titel lang bieten sie im besten Sinne grenzdebiles oder einfach nur schönes Schmunzelmaterial, das man dem Nachwuchs angedeihen lassen kann.
Ob mit Jacques Palminger cool über Massive Töne oder nackt mit Stereo Total, ob Bienen zählen mit Knarf Rellöm oder Gaga-Dada mit Robag Wruhme und Helge Schneider, "Tonangeberei" fehlt stets der erzieherische Imperativ genau so wie der erhobene Zeigefinger.
Die Chicks On Speed geben sich genauso ungeniert unernst die Ehre wie Heinz Strunk.
Der "Hip Hop Daddy" mit Hardcore Feeling Rocko Schamoni macht seine Tochter mit seinem augenzwinkernden Country-Hop sicher stolz, Elektro-Spinner DJ Koze leiht sein "Hallo Welt ...!" von seinem Album "Wo Die Rammelwolle Fliegt".
Der Mehrwert: Zahlreiche Stücke erscheinen erstmals auf "Tonangeberei". Nach Blumfelds "Abendlied" und dem abschließenden "Good Nuit" der versammelten Kinderschar kann man getrost die Äuglein schließen.
"Tonangeberei" macht Spaß, wenn man es sich erlaubt, in einem unbeobachteten Augenblick das innere Kind wiederzuentdecken.
1 Kommentar
Also Blumfeld.... Da ziehe ich A-ha allemal und ohne Zögern vor. Brave Nichte!