laut.de-Kritik

Veitstanz zwischen Folk Prog, Kraut- und Classic Rock.

Review von

Dass Dresden in den letzten Jahren mehr zu bieten hatte als Montagsdemos, beweisen die vor Weltoffenheit und hippiesker Attitüde nur so strotzenden Wucan um Powerfrontfrau und Flötenderwisch in Personalunion, Francis Tobolsky. Das Quartett hält eine für progressive Rocker erfreulich unakademische Vorlesung aus der aufgeschlagenen Enzyklopädie der Musik des 20. Jahrhunderts, mit abgegriffenen Seiten in den Kapiteln Psychedelic, Prog, Folk, Classic Rock und auch Metal zu Beginn der Achtziger.

Gerade das als Doppelalbum im klassischen Sinne konzipierte Zweitwerk "Reap The Storm" strotzt vor Ideen und Selbstbewusstsein. Von den ganzen Retro Rock-Kapellen um Kadavar, den Blues Pills oder Pristine sind Wucan definitiv die schillerndste und deshalb auch streitbarste Formation. Kompromisslos gehen die Dresdner zu Werke, in Komposition und Lyrics, die in Deutsch, Englisch und Französisch verfasst sind.

Die ersten sechs Stücke fallen durch die Bank songdienlich aus und vollführen jeder für sich einen Veitstanz zwischen dem Folk Prog Tullscher Prägung, deutscher Kraut- und Classic Rock. Man stelle sich Nina Hagen vor, die in einem vom Dunst bestimmter Kräuter vernebelten Proberaum gemeinsame Sache mit Ritchie Blackmore (Rainbow, Ex-Deep Purple) macht. So klingt "Wie Die Welt Sich Dreht".

Gerade in den beiden abschließenden Longtracks schöpfen Tobolsky und Co. aus dem Vollen. Hier kommen auch die psychedelischen Elemente zum Tragen und füllen den Raum zwischen den zündenden Songfragmenten. "Aging Ten Years In Two Seconds" klingt dabei deutlich konzipierter und stringenter, während "Cosmic Guilt" mit seinen Jams, Spoken Word-Parts und Weltmusik-Anleihen durchaus unter das Betäubungsmittelgesetz fällt und so dem selbstverliehenen Titel "Dopetrotters" alle Ehre macht.

'Wer Den Wind Sät, wird Sturm ernten'. Die Fortsetzung der ersten Platte hat eine gesellschaftskritische Komponente, die dem Rechtsruck eine friedfertige, tolerante und multikulturelle Haltung entgegenstellt. Gleichzeitig rekurriert sie auf die kraftvolle musikalische Umsetzung auf "Reap The Storm", die sicher auch live für einigen Wirbel sorgen dürfte.

Trackliste

  1. 1. Wie Die Welt Sich Dreht
  2. 2. Ebb And Flute/The Eternal Groove
  3. 3. Out Of Sight, Out Of Mind
  4. 4. I'm Gonna Leave You
  5. 5. The Rat Catcher
  6. 6. Falkenlied
  7. 7. Aging Ten Years In Two Seconds
  8. 8. Cosmic Guilt

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2 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 7 Jahren

    Nicht schlecht... Krautrock ist der wahre Deutschrock.

  • Vor 7 Jahren

    Musikalisch top! Wäre da nicht die Sängerin! Eine ausgebildete Opern Chanteuse erwarte ich nun wirklich nicht, aber was die Dame sich quer durch alle Titel leistet, nein, nein und nochmals nein. Dazu das grausige englische Gestammel, Frank Bornemann(Eloy) bekäme im Gegenzug den Nobelpreis für Anglistik. Es tut mir leid, hervorragende Musik die durch eine Nebelkrähe komplett dem Untergang geweiht ist, es ist ein Trauerspiel!

    • Vor 7 Jahren

      Es soll ja Leute geben, die sich daran ergötzen, anonym völlig unsachliche und beleidigende Texte zu schreiben um diese dann als Objektivität zu verkaufen.

      In diesem Fall unterstelle ich aber einfach mal die selbstlos heroische Absicht, die Menschheit vor einer Katastrophe zu bewahren.
      Alfred Hitchcock hätte es verstanden.