laut.de-Kritik
Ein Panther auf der Lauer.
Review von Lukas RauerWer Jalil auf seinem musikalischen Weg schon länger begleitet, weiß, dass er alles mitbringt, das einen wirklich starken Rapper auszeichnet. Machen wir uns nichts vor: Jalil hat eine markante Stimme und einen sehr starken Flow. Auch inhaltlich überzeugt er, wenn er denn will.
Sein letztes Solo-Release liegt allerdings schon ganze drei Jahre zurück. Dementsprechend klar war es, dass er sich stilistisch verändern wird. Auf "Epic" zeigte er bereits, dass es ihm keinerlei Probleme bereitet, auf zeitgemäßeren Beats abzuliefern. "Black Panther", das ursprünglich "Swish" heißen sollte, erschien vor einigen Tagen. Zeit für etwas Realtalk.
Jalil hat wirklich einige Banger geschrieben. "Packz" mit Fler und Olexesh gehört beispielsweise dazu. Man muss Fler nicht mögen, aber Hooks kann er unheimlich gut. "Mama, mach dir bitte keine Sorgen mehr, denn dein Sohn ist jetzt ein Baller." In Sachen Flow ergänzen sich die Akteure und offenbaren keine Schwächen.
Zu diesem Track gesellen sich Anspieler wie "Swish-Gang", "Träume" oder auch "Vier Uhr". Alle hätten sich als Singles geeignet. Auf ersterem brennt der Berliner ein wahres Flowfeuerwerk ab. So leichtfüßig, dass man meinen könnte, er hätte die Booth in Brand gesetzt. Der zweitgenannte führt Jalil und Sido zusammen. Die Kombo klingt überraschend gut und unverbraucht. Letzterer ist zwar einer der kürzesten Titel des Albums, dafür aber auch einer der eingängigsten.
Respekt muss man dem Berliner auch für seine Zusammenarbeit mit Summer Cem zollen. Dissten sie sich noch vor einigen Jahren, sind sie jetzt, ähnlich wie schon Fler und Farid Bang, auf einem Track vereint. "Alles Lit" verkörpert, was Summer Cem, Fler und Jalil die letzte Zeit getrieben haben. Gestandene Künstler, die ihre Musik stets dem Zeitgeist anpassen und ihm mitunter voraus sind. "Bin nicht der Fameste (fick den Fame), aber doch Ikone (Marlon Brando)."
Dass das Album funktioniert, liegt nicht minder an den gelungenen Produktionen. Mit The Cratez und Simes Branxons waren nämlich Producer am Start, die ihr Handwerk verstehen und dem Sound den Feinschliff gaben. Im Vergleich zu "Das Leben Hat Kein Air System" wirkt die Stimme des Protagonisten auf den Beats drückender, noch basslastiger. Obgleich sie in Zeiten von "Sinneswandel" bedrohlicher klang.
Die Gesangs- und die Doubletime-Einlagen auf "Black Panther" heben den Longplayer von ähnlich konzeptionierten Releases ab. Ferner sind mir auf "Facelift" die Referenzen auf Capital und Hanybal sowie auf Flers Track "Lifestyle Der Armen Und Gefährlichen" positiv im Kopf geblieben: "Mit Gucci-Käppi, so wie Capital. Mit Gucci-Käppi, so wie Hanybal. Yeah, yeah, yeah. Lifestyle der Armen und Gefährlichen."
Bietet "Black Panther" ein Rundum-sorglos-Paket? Jein. Dass Jalil immer mal wieder eine persönliche Note einbringt, ist zum Beispiel an sich gut, das lockert den ansonsten eher drögen Inhalt auf. Gleichwohl reicht dieser Tiefgang nicht an seine älteren Projekte heran.
Das Feature von Mike Singer allerdings hinterlässt mehr als nur gemischte Gefühle. Remoe, ach was, eigentlich so gut wie jeder andere Sänger beziehungsweise jede Sängerin hätte aus der Hook das gewisse Etwas herausgekitzelt. Singer singt zwar grundsätzlich nicht schlecht, holt mich persönlich aber einfach nicht ab. Mashanda und Remoe fügen sich da deutlich smoother ein. Bei der großen Reichweite, die der Popsänger mitbringt, erschließt sich aber natürlich, warum Jalil auf "Drei Worte" mit ihm kollaboriert.
Am Ende bleibt einerseits ein Album, das mit dem Zusammenwirken unterschiedlicher Stile überzeugt. Anderseits kriegt "Black Panther" Abzüge in der B-Note. Es ist schön, dass Jalil mal wieder musikalisch auf sich aufmerksam macht. Ob "Black Panther" einen ähnlichen Effekt auf seine Karriere haben wird, wie es "Vibe" für Fler hatte, lässt sich pauschal (noch) nicht sagen. Ein gutes Album bleibt es trotzdem.
12 Kommentare mit 8 Antworten
"Jalil hat wirklich einige Banger geschrieben. " , "Auf ersterem brennt der Berliner ein wahres Flowfeuerwerk ab. So leichtfüßig, dass man meinen könnte, er hätte die Booth in Brand gesetzt." Puh.
Absolut gerechtfertigt die Review. Ein abwechslungsreiches zeitgemäßes Album. Jalil liefert einfach ab mit seiner einzigartigen stimmfarbe.. Variabel eingesetzt und mit unfassbaren flow. Die Features sind gut ausgewählt und überzeugen. Desweiteren ist die Produktion und die beats auf einem hohen Niveau und suchen seinesgleichen.
Super Album aber die Gäste kann ich bei mir meist nicht geben. Habe mir ne playlist aus den letzten beiden Alben zusammengestellt wo ich nur Jalil solo habe
Der wird sich in ein paar Jahren von Fler scheiden lassen und wieder in der Versenkung verschwinden, wie jeder andere Maskuliner vor ihm.
Mit dem Unterschied, dass er und Fler seit weit über 10 jahren engen Kontakt haben, mag zwar freilich bei einem Fler wenig heißen, doch die Bände zwischen den beiden sind durchaus gefestigter als bei gewissen anderen vormals im Camp
Hoffen wir es. Wer Fler loyal bleibt, kann nicht gut sein und versucht nur Fame abzugreifen.
Lukas Rauer MC:
"Wo ist der Stift, wo ist das Blatt Papier?
Papa ist hier, ich komm nachts nackt zu dir
Schau mich an, mein Flow bringt die Straße zum brennen
ich brauch nicht mal deinen Namen zu nennen, Ficker!
Ich plan den Takeover, Game Over!"
Finds mittlerweile ein sehr starkes album. Besser als zu Beginn. Jalil hat den Fler überholt.