laut.de-Kritik
... where no big band has gone before!
Review von Kai KoppWow! Nie zuvor habe ich eine Big Band so klingen hören. Irgendwo zwischen den elektroakustischen Welten von Jason Swinscoes Cinematic Orchestra und dem Tied & Tickled Trio siedeln sich die Grazer Mannen (und eine Frau) an. Der große Unterschied: Handgemacht und mundgeblasen ist alles Harmonische und Melodische. Selbst Echo- und andere Effekte werden des Öfteren eingespielt und nicht elektronisch generiert.
Zurück gehen die cineastischen Tonerzählungen auf den Österreicher Horst-Michael Schaffer und den Deutschen Heinrich von Kalnein. Der Trompeter Schaffer und der Saxofonist von Kalnein sind die organisatorischen und künstlerischen Köpfe der Jazz Bigband Graz (Jbbg). Ihre Kompositionen und Ideen trotzen dem Klangkörper Big Band Facetten und Farben ab, die dieser bislang nicht kannte.
"Ich sehe die Jbbg eigentlich gar nicht mehr als Big Band im herkömmlichen Sinn", meint Schaffer, "für mich ist es einfach eine größere Band als die meisten anderen. Bei so vielen guten Musikern bringt das unglaublich viele klangliche Möglichkeiten mit sich. Mich interessiert dabei, Welten zusammenzuführen". Das Jbbg vereint nicht nur Welten, es versöhnt Kulturen.
Das rhythmische, melodische und harmonische Kaleidoskop gleicht einer Weltreise. Von mitteleuropäischem Trance, über Tango Nuevo, Spoken Word, Afrika, James Bond und Jazz hin zu Vinylknistern, verzerrten Scheingitarren, Ambient, Rock und Swing. In 80 Tagen um die Welt, in 57 Minuten über den musikalischen Globus.
"Die sehr starken persönlichen Zutaten jedes Musikers bedeuten eine ganz natürliche Buntheit", kommentiert Schaffer, der es hervorragend versteht, aus dieser musikalischen und stilistischen Buntheit ein explorierendes (und explodierendes) Amalgam zu schaffen, das die Jbbg als Ausnahmeerscheinung in der Big Band-Landschaft strahlen lässt.
Songlängen zwischen acht und 17 Minuten verweisen auf weite Reisen, die mit Abenteuern gespickt sein wollen, mögen sie über diese Strecke unterhalten. Als sei dies die leichteste Übung, kommt in der Gesamtspielzeit zu keinem Augenblick Langeweile auf. Keine Längen, keine Durststrecken, keine Fata Morganas.
"Electric Poetry & Lo-Fi Cookies" gleicht einer Geschichte aus 1001er Nacht. Die Hörenden werden in Welten entführt, die schöner, vielseitiger, abenteuerreicher und bunter nicht erfunden werden können. Musikalische Narrationen voller Innovationskraft, virtuoser Erzählkunst und Erfindungsreichtum.
4 Kommentare
@jan dilba
hey jan, hier ist sie
unbedint anhören und mir deine meinung mitteilen...
herzlich
Kai
Schlag mich, prügel mich, aber ich kannte bis dato "jbbg" nicht.
Es scheint sich aber in Sachen Hörproben um vertrackte Geizhälse zu handeln. Oder ich bin einfach zu blöd, um auf ihrer Website abspielbare Mp3-Songs zu finden. Myspace gibt auch nichts her.
Wäre nett, wenn kundige Leute vielleicht einen Link reinstellen könnten.
Ich denke aber mal, jbbg sind ein paar Zentimeter weg vom Sound z.B. eines Brian Setzer(?)
mmmhhh ... doof
Hallo Leute! Auch solche, die von Jazz nix
halten !! Oder Bigbands hassen!
Unbedingt hingehen oder reinhören !
So eine Super-Performance wie gestern in Mannheim habe ich noch nie gesehen !