Wer A sagt, muss nach wie vor auch B sagen. Nach euren Hass-Platten präsentieren wir deshalb eure 25 Lieblings-Alben des Jahres.

Konstanz (laut) - Nachdem wir letzte Woche aus euren Abstimmungen in den CD-Reviews die schlechtesten Alben des Jahres 2010 destillierten, wollen wir nun mit der gleichen Methode eure Album-Lieblinge ermitteln und das vergangene Jahr anschließend in Frieden ruhen lassen.

Da Abstimmungen offenbar zu den größten Hobbys von Hip Hop-Fans gehören, wie wir ehedem schon bei Massivs Überfallkommando-Voting-Guerilla erfahren mussten, rangieren überproportional viele Sprechgesangs-Alben in der Bestenliste. Da kann die Gitarrenfraktion nur neidisch staunen. Nun, das wird euch vielleicht eine Lehre sein.

Nächstes Jahr seid ihr dran, die Stimmen zählen wir jetzt schon. Unser Praktikant sitzt bereits seit dem 1. Januar 2011 mit einem Zähler am Kabel und misst die eintrudelnden Votings. Aber ernsthaft: Im Folgenden küren wir eure Top 25-Alben des Jahres 2010.

Platz 23

Wir Sind Helden - "Bring Mich Nach Hause"

"Meine Freundin War Im Koma Und Alles, Was Sie Mir Mitgebracht Hat, War Dieses Lausige T-Shirt". Schon der Titel dieses schönen Albumtracks strafte all die Kritiker Lügen, die Wir Sind Helden nach langer Baby- und Kreativpause künstlerische Stagnation andichteten. Stattdessen legten Holofernes und Co. ganz unprätentiös dar, warum sie zu den klügsten deutschsprachigen Bands der Jetztzeit gehören. Und spätestens mit der jüngst erschienenen Retrospektive "Tausend Wirre Worte" ist ihr eigenes Denkmal gebaut.

Platz 16

Korn - "Korn III - Remember Who You Are"

Es sollte (wieder einmal) "back to the roots" gehen, ließ Korn-Fronter Jonathan Davies im Vorfeld mit stolzgeschwellter Brust verlauten. Und tatsächlich drückten sich die Urväter der Nu Metal-Suppe in den letzten Jahren selten so direkt und fett durch die Boxen, wie auf Korn III - Remember Who You Are. Fieldys Bass verursacht zwar keine Herzrhythmusstörungen mehr, zusammen mit Munky und Schlagzeuger Ray Luzier schieben sie aber Herrn Davies ordentliche Kopfnicker unter den Arsch.

Platz 14

Volbeat – "Beyond Hell/Above Heaven"

Wenn man umjubelte Touren im Vorprogramm von Metallica und AC/DC spielt, ist der Schritt auf den Rock-Olymp nicht mehr fern. Mit "Beyond Hell/Above Heaven" spielen die Dänen ihre Trümpfe aus, und verstecken ihre Einflüsse nicht lange in dunklen Kisten. Der Rockabilly-Anteil ist groovender ("16 Dollars"), der Metal-Anteil böser ("Evelyn") und der Melodie-Anteil ergreifender ("Fallen").

Platz 12

Nas & Damian Marley - "Distant Relatives"

Dass Hip Hop und Reggae einander seit jeher geschwisterlich verbunden sind, weiß jeder, der die musikalischen Scheuklappen auch nur einen Augenblick ablegt. Die Roots reichen nach Afrika. Wenn sich Legenden beider Genres auf diese gemeinsamen Wurzeln besinnen, kann eigentlich nur Spannendes entstehen. Auf "Distant Relatives" steht einmal nicht der Beat, sondern die Botschaft im zentrum: Weltmusik im besten Wortsinne.

Platz 08

The National - "High Violet"


"I was carried / To Ohio in a swarm of bees": Nicht die einzige Zeile von Sänger Matt Berninger, bei der man sich fragte, wes Geistes Kind dieser Mann wohl ist. Eine absonderlich-prickelnde Poesie wuchert auf "High Violet", die in detailverliebte wie düstere Klangornamente gekleidet ist. Bislang sowohl in der Heimat USA als auch in Europa sowas wie der ewig unbekannte Indie-Geheimtipp, änderte "High Violet" diesen Status dramatisch. "So schön kann Melancholie klingen", erkannte sogar Bild Online. Dann wissen es jetzt ja alle.

Platz 07

Marteria - "Zum Glück In Die Zukunft"

Er ist - auch ohne sein durchgeknalltes Alter Ego Marsimoto - so schön verstrahlt ... und endlich bekamen es auch Hörerschaften abseits des vielschichtigen Hip Hop-Untergrunds mit: Marteria ist zum König geboren, der Endboss darf sich warm anziehen. Für den richtigen Vibe zu Wortspielereien, Doppeldeutigkeiten und Geschichten sorgen Fachleute: "Krauts? Bassline!"

Platz 06

Deftones - "Diamond Eyes"

Wenn ein Mitglied von einem schweren Autounfall aus den eigenen Reihen gerissen wird, kann es für das weitere persönliche und kreative Weiterleben einer Band verheerende Folgen haben. Nicht so bei den Deftones, die mit Quicksand-Basser Sergio Vega kurzerhand "Diamond Eyes" raushauten, ihr vielleicht überzeugendste Werk seit "White Pony". Bis zur Genesung von Chi Cheng hält dieses Album sicher auch den Glauben der Band aufrecht.

Platz 02

Kanye West - "My Beautiful Dark Twisted Fantasy"

Immer wieder schön, wenn selbst erklärte Kostverächter aus dem Indie-Lager angewatschelt kommen und finden: "Du, die neue Kanye ist aber schon ziemlich gut, oder?" Nein, da kommt kein Einspruch aus der Kopfnicker-Ecke. Das hier ist ziemlich gut. Zudem noch protzig, aggressiv, zuckersüß und pathetisch - wie Hip Hop eben ist.

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