laut.de-Kritik
Traditionelle Kompositionen und Rhythmen in aktuellem Gewand.
Review von Dani Fromm"Meine primäre Motivation ist es, schöne Songs aufzunehmen." Dieses ebenso schlicht scheinende wie oft schwer umzusetzende Ziel hat Sergio Mendes in der Vergangenheit bereits vielfach erreicht. Zahlreiche seiner Stücke avancierten zu Klassikern, der Pionier des Bossa Nova gilt als Brasiliens musikalischer Exportschlager schlechthin.
Für "Encanto", zu deutsch "Zauber" oder "Verzauberung", tat sich Mendes einmal mehr mit seinem deutlich jüngeren Kollegen Will.I.Am zusammen. Der Plan sah vor, eine Fortsetzung des 2006 internationel erfolgreichen Albums "Timeless" einzuspielen: traditionelle Kompositionen und Rhythmen in aktuellem Gewand. Grundsätzlich ist gegen diese Strategie wenig einzuwenden. Schade nur, dass die Modernisierung im Falle "Encanto" zuweilen mit dem Holzhammer erzielt werden wollte.
Da wird Burt Bacharachs "The Look Of Love" ein vollkommen überdimensionierter Hip Hop-Beat aufgepfropft, der, was eine wie üblich rundum flach und billig wirkende Fergie mit ihrem Singsang vom Charme der Melodie übrig ließ, in Grund und Boden planiert. Carlinhos Brown schusterte gemeinsam mit Will.I.Am "Funky Bahia" zusammen. Auch hier erdrückt der zu wuchtige Bass die durchaus mittels Gitarren- und Percussion-Einsatz hervor gerufene Leichtigkeit.
Es geht allerdings auch anders: Aus dem Handgelenk locker über Rhodes-Klänge geworfene Raps katapultieren Antonio Jobims "Agua De Beber" ins neue Jahrtausend. "Odo-Ya" groovt unter Beteiligung von Carlinhos Brown höchstselbst eindrucksvoll geradeaus, ohne eine Sekunde zu langweilen. Solches ist man es eigentlich nur von Afrofunk-Nummern her gewohnt.
Till Brönner haucht "Somewhere In The Hills", ebenfalls aus Jobims Feder stammend, mit dem Flügelhorn den Jazz ein. Über dem unaufdringlichen und doch alles beherrschenden steten Rhythmus erhebt sich der zauberhafte Gesang Natalie Coles, die hier ebenso das Zepter führt, wie die kräftige und doch sechnsuchtsvolle Stimme Lani Halls "Dreamer" dominiert.
Untadelige Arrangements bewahren zuweilen nicht vor Belanglosigkeit. Etwa wenn Latinpop-Held Juanes vor den Karren von "Y Vamos Ya" gespannt wird oder der weithin unterschätzte italienische Rap-Star Jovanotti in "Lugar Comum" meilenweit hinter den eigenen Möglichkeiten zurück bleibt.
Wenn zudem verschwenderisch mit Happyhappy-Joyjoy-Gebaren um sich geworfen wird, bleibt das Resultat zwar immer noch hübsch und leicht zu komsumieren. Der Eindruck von sommerlicher Fahrstuhlmusik liegt dann allerdings nicht mehr allzu fern.
1 Kommentar
Fergie hat schon auf den Beat It Remix bewiesen dass sie einer Neuauflage absolut keinen Mehrwert bringen kann. Nichts besonderes, nichts einzigartiges.