laut.de-Kritik
Die einzige Alternative zu Sharon Jones And The Dap-Kings.
Review von Sven KabelitzTina, hast du noch einmal zu deinen zumindest musikalisch glorreichen R'n'B-Tagen an der Seite von Schweinehund Ike zurück gefunden? Oder bist du es Aretha, die es auf ihre alten Tage noch mal wissen will? Nein. Die Stimme, die mit voller Wucht und Leidenschaft aus meinen Boxen gellt, gehört Lisa Kekaula.
Während die 1967 in Los Angeles geborene Sängerin im Vordergrund alle Register zieht, unterlegen The Lips ihr Organ mit einem eindrucksvollen Gemisch aus Soul, Funk und guten altem R'n'B. Solch eine ehrliche und schweißtreibende Aufnahme ist mir auf diesem Gebiet in diesem Jahr noch nicht untergekommen. Dagegen kann selbst so manche Daptone-Produktion einpacken. "Lisa And The Lips" brodelt, grollt und spuckt Feuer wie ein Vulkan.
Dabei blicken Kekaula und ihr Mann Bob Vennum mit ihrer Band The Bellrays bereits auf acht Rock-Alben zurück. Ihre Stimme veredelte Tracks von The Crystal Method ("Realizer"), Basement Jaxx ("Good Luck") und The Bloody Beetroots ("Talking In My Sleep"). Nun versammeln die beiden Musiker aus allen Teilen der Welt, um "the essence of hot buttered soul and sweet crunchy funk" zu frönen.
Der Opener "Mary Xmas" legt mit atemberaubendem Druck los. Nächste Ausfahrt Nutbush, über dessen Stadtgrenzen hinaus sich die Bläser erheben. Lisa And The Lips spielen offen mit den Einflüssen ihrer Vorbilder, von Sly And The Family Stone, Betty Davis bis hin zu Parliament und Kool & The Gang. Doch sobald die Kopie droht, finden sie einen eigenen Ausweg.
"Push" keucht in bester Blaxploitation-Manier und schlägt im weiteren Verlauf so manche Haken. "You Might Say" steigt als garstiger Bruder von Stevie Wonders "Superstition" in den Ring, bis eine raubauzige Gitarrensolo-Finte die Schläge des Gegners ins Leere gehen lässt.
In "Black Board", das zeitweise in Southern Rock-Gefilde ausweicht, lassen einen herrliche Basslinien und Bläser-Arrangements genießerisch mit der Zunge schnalzen, bevor die Band mit "Stop The DJ" zum Funk zurück findet. Eine Disziplin, die sie später mit dem schlüpfrigen "The Player", das vom selben Zaubertrank wie die Ohio Players und Bootsy Collins getrunken hat, perfektionieren.
Mit "Lisa And The Lips" positionieren sich Lisa Kekaula und ihre Lips als einzig wahrhafte Alternative zu Sharon Jones And The Dap-Kings. Spürbar leben sie ihre Musik mit jeder Pore und von ganzem Herzen.
"Make a lot of money and buy a national radio station. And then burn it down", gibt die Band auf Facebook als Interesse an. Wäre die Welt ein gerechter Ort, ginge dieser Wunsch schon bald in Erfüllung.
4 Kommentare
Richtig geile Platte
klingt ja sehr interessant. allein schon das tolle coverartwork macht spaß. aimple und effektiv.
toll! sehr funky und wahnsinns stimme!
Rockig-bluesiger Soul mit Bums und Bläsern ist also doch noch nicht ausgestorben. Weiter so!