laut.de-Kritik
Die unerschöpfliche Sample-Quelle legte den Grundstein für Neo-Soul.
Review von Philipp KauseAls Adrian Younge 2020 den legendären Roy Ayers zum Auftakt seines vielteiligen Projektes "Jazz Is Dead" gewann, war die einzige gute Gelegenheit in diesem Jahrhundert, des damals schon hochbetagten Ayers für ein Gespräch habhaft zu werden. Über seine Person ist wenig bekannt. Einen großen Namen machte sich der brillante Vibraphonspieler erst dann crossover, als er schon kaum mehr auf dem Plattenmarkt aktiv war. Hört man heute Grenzgänger zwischen Jazz und Pop, Gregory Porter etwa, dann findet sich beispielsweise in "Musical Genocide" ein Roy Ayers-Baustein. Im Hip Hop und Neo-Soul ist außerdem ein regelrechter Sample-Kult um Roy Ayers entbrannt, insbesondere um eine ziemlich untypische und super rare Platte von ihm, "Come Into Knowledge" unter dem Namen RAMP.
Den Anstoß zur Samplemania gaben LL Cool J 1987, JJ Fad 1988, N.W.A. 1988, De La Soul 1989, Public Enemy 1990 und auch Ali Shaheed Muhammad und seine A Tribe Called Quest 1990. In der ganzen Native Tongue Posse liebt man Ayers-Sound. Der Meister sei zu krank für ein Telefoninterview, hieß es aus Alis Kreisen 2020, als er die Ehre hatte, bei "Jazz Is Dead" mit Roy Ayers zu arbeiten. Tatsächlich machte der Jazzer sogar 2023 noch ein richtig gutes Album mit einem jungen Hip Hop-Producer, doch Anfang 2025 schloss er seine 84-jährigen Augen für immer. Es bleibt mir also keine Wahl, als den lange vor mir her geschobenen Meilenstein ohne Interview und Kenntnis biographischer Hintergründe anzugehen. Denn ihn noch länger warten zu lassen, kommt nicht infrage, hat doch Erykah Badu dieser Tage ihr Comeback angekündigt. Und was wäre Erykah ohne RAMP-Samples?! Sie baute ihren Stil auf Ayers auf und auch auf dieser Scheibe, aus der sie mehrmals zitiert und den langen Opener "American Promise" zum "Amerykahn Promise" metamorphisiert.
RAMP war ein einmaliges Nebenprojekt, das nicht etwa mit der Ramp-Moderation zu tun hat, bei der Radiomoderatoren auf Song-Intros quatschen, sondern der Legende nach eine Abkürzung für Roy Ayers Music Productions ist. Eindeutig aufgeschlüsselt ist diese Folge von Großbuchstaben aber nirgends. Womöglich klang das Wort RAMP auch einfach gut und passend zu dieser Art von Musik. Für einen Jazz-Vibraphonspieler seiner Güteklasse mag der Erfolg des RAMP-Sounds ein bisschen so sein, wie wenn ein Fünf-Sterne-Koch ein einziges Mal Pommes, Mayo und Ketchup serviert und genau damit seinen Durchbruch in einem Haute-Cuisine-Wettbewerb hat. Denn als RAMP hatte er genau ein einziges Album, "Come Into Knowledge", und dort verzichtet er auf sein Instrument. Ayers war für RAMP der Hauptkomponist, Arrangeur und Produzent, castete dafür eine Band, mit zwei unbekannten Sängerinnen, Sharon Matthews und Sibel Thrasher, und auch Recht unbekannten Musikern an den Instrumenten. Nicht für alle Positionen waren die Namen abgedruckt. Doch kein Longplayer sorgte so sehr dafür, dass Ayers in Erinnerung blieb, wie dieser, und dafür, dass wiederum Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad anklopften, um ihn in seiner Eigenschaft als Jazz-Hip Hop-Verbindungsglied zu holen.
Der Clou von "Come Into Knowledge" besteht aus einem faszinierenden Amalgam genialer Basslines und engelsgleicher, relativ unbekannter Stimmen in Kombination mit unwiderstehlichen Melodien. Das Post-Hippie-Liebeslied "Look Into The Sky", der Superklassiker "Everybody Loves The Sunshine", das vielfach zitierte und sehr oft gestreamte "Daylight", das traumhafte "Deep Velvet" und der euphorische Beatnik-Titelsong "Come Into Knowledge" auf der Suche nach grenzerweiternder Spiritualität und Klarheit zählen so sehr zum Basic-Soul-Kanon der 1970er wie Marlena Shaws "California Soul", Minnie Ripertons "Les Fleurs" oder Roberta Flacks "Feel Like Making Love". Schwebende, sonnige, weiche Grooves, mit Gesängen, die sich wie von selbst in den Mündern ihrer Interpretinnen formen, in dieser Mixtur sind alle diese Lieder sehr gut. Was alle diese Tunes auszeichnet, ist die Integration von Fluff-Sounds in sehr konturierte Beats.
In etlichen Tracks besticht ein ganz interessantes Rhythmusmuster, das uns richtig überdeutlich den Inbegriff von Offbeat aufs Brot schmiert. Das überrascht eigentlich nicht, wenn man bedenkt, dass sonst selten Drummer Lieder komponieren, insbesondere im Soul, und dass das Vibraphon genau genommen zu den Schlaginstrumenten zählt und von der Rhythmik her gedacht wird. Alles, was sonst bei Ayers das Vibraphon tut, überträgt er bei RAMP auf Keyboards, die man wiederum zu den Tasteninstrumenten rechnet, also eigentlich den Harmonie tragenden Werkzeugen. Sein älteres Lied "Everybody Loves The Sunshine" überführt er sogar von einem Vorgänger-Album aus einer Vibraphon- in eine Synthesizer-Fassung. Die Herausforderung war also, dass der Autor beim Komponieren komplett anders denken und heran gehen musste als auf seinen zahllosen sonstigen Platten, weil die Wahl der Instrumente und ihre Aufgaben ganz andere sind und somit die Architektur der Songs völlig untypisch für Roy Ayers ist.
Es war wohl die Challenge, die er brauchte. Denn von ähnlich konsistenter Qualität finden sich sonst kaum LPs in seiner Diskographie. Viele haben starke Einzel-Tracks, aber wenig Aufregendes darum herum. Trotzdem wären auch der Soundtrack zum Film "Coffy" (1973) für die Ernennung zum Meilenstein infrage gekommen, im Juli 2025 erst als Wiederveröffentlichung erschienen. "Coffy" ist aber das andere Ayers-Album ohne einen Ton Vibraphon - ein wirklich superschöner funky Soundtrack mit einer Handvoll gesungener Tracks mit unterschiedlichen Stimmen. (Ice Cube coverte daraus mal "Coffy Is The Color"). Außerdem gibt es eine stilsichere Scheibe namens "You Might Be Surprised" aus dem Jahre 1985, die tatsächlich Vibraphon und Synthie-Bass-Funk sehr gut miteinander verschweißt und die sehr konsistent durchgezogen ist. Sie ähnelt "Who's Zoomin' Who", dem Late-Disco-Album von Aretha Franklin mit Narada Michael Walden, ebenfalls 1985 releast und sehr auf die Kickdrum fixiert.
"Come Into Knowledge" jedoch veränderte die Musikgeschichte. Das beginnt damit, dass man die Wurzeln des Neo-Soul oft mit Erykah Badu assoziiert und die Baduistin einige Eckpfeiler ihrer Karriere auf verschiedenen Alben mit Ayers-Zitaten baute. Verknappt könnte man sogar den Schluss ziehen, dass es ohne RAMP als Vorlage womöglich gar nicht so eine Neo-Soul-Welle des Ausmaßes gegeben hätte, wie sie die Zeit von 1997 bis 2009 prägte. Zum zweiten gibt es wenig aus der ganzen Softsoul-Ära, in die sich RAMP 1977 genau einfügte, was sich heute noch ohne ein Guilty Pleasure-Empfinden anhören lässt. Insbesondere auf dem deutschen Musikmarkt, der für Zwischentöne und Träumereien oft wenig Raum lässt und Hau-Drauf-Hooks favorisiert, kann man durchaus dazu stehen, die Songs von "Come Into Knowledge" zu mögen, ohne dafür gleich schräg angeguckt zu werden. Sie haben etwas Pumpendes, Tanzbares, eine seltsame Weltraum-Atmosphäre, sind zugleich majestätisch und leichtfüßig und letztlich sehr weit von den innerhalb des Genres damals sehr verbreiteten Schlafzimmer-Schmuse-Produktionen entfernt. RAMP hebt sich als erwachsener Soul ab, Alternative, irgendwie nicht ganz von dieser Welt, cool durch sein Understatement und seine Anonymität. Wer die Leute von RAMP waren, wie sie aussahen, wo Roy Ayers sie aufgabelte, blieb verborgen. Hinzu kommt das etwas mystisch-technokratische Cover, ein Widerspruch in sich.
Ob es an eine kuppelförmige Disco-Decke erinnern soll oder an die Stäbe eines Vibraphons, an Nervenbahnen im Gehirn bei der Wissenserzeugung (Stichwort "Come Into Knowledge"), ob man sich beim Design von der 1977 omnipräsenten Raumfahrt inspirieren ließ oder was das Trumm vorne auf der LP sein soll, das ist ein Ratespiel. Mich erinnert es an das zusammenkrachende hypermoderne Restaurant in Jacques Tatis Satire-Film "Playtime (Moderne Zeiten)", das schick, jedoch ungemütlich, futuristisch, aber dysfunktional ist. Roy Ayers war ja in einer Zeit und einem US-Zeitgeist aktiv, in dem Jazz meist als Kommentar zur Situation der Bürgerrechte, zum Stellenwert von Utopien und erweiterten Möglichkeiten und Freiheiten, aber auch den Bedrohungen durch Technologie und Fortschritt zu lesen ist, als Statement und Soundtrack zu einer Umbruchphase in der Menschheitsgeschichte. Gerade weil Synthesizer in so viele Bereiche der Musik eindrangen, hoffähig, relevant und zum Massenphänomen wurden, und Roy Ayers als ein sehr handwerklicher Musiker, ein Jongleur auf seinen Metallröhren, sie geschickt benutzt und vorsichtig dosiert, ist "Come Into Knowledge" ein spannendes Dokument jener Zeit und interessant. Die Synths verdrängen hier nicht platt alles andere, wie es bei vielen Artists damals geschah, aber das, was gut an ihnen ist, das übernimmt Ayers.
Gleichzeitig verzücken die Melodien. Trotzdem ist das Wesentliche, was die Tracks treibt, der Bass. Ich habe RAMP 2007 oder '08 im Zuge einer Wiederveröffentlichung von "Come Into Knowledge" kennen gelernt. Seitdem lässt mich diese Musik nicht mehr los. 2007/08 war für mich eine Zeit, in der mich die aktuelle Musik, die damals quer durch den musikalischen Kräutergarten entstand, kalt ließ. Das klingt pauschal, ist aber so. Ich besitze kaum CDs aus dieser Phase, mich interessierte fast nichts, und ich flüchtete in die Vergangenheit. Es war auch zum Beispiel "Searching" von Roy Ayers ohne RAMP oder manches aus seinem Projekt Ubiquity, was ich dann mit entdeckte, und Roy Ayers entwickelte sich für mich zu einer Art Gottheit irgendwo im Olymp zwischen Curtis Mayfield und Bill Withers. (Übrigens gibt es Querverbindungen, Ayers coverte Withers' "Ain't No Sunshine" am Vibraphon, Erykah Badu bediente sich auf einer CD gleichzeitig an Curtis Mayfield und an Roy Ayers.) Jedenfalls war das in meinen Ohren monumental schöne Musik, die mir in einer schwierigen Zeit mehr als alles andere half, mehr als jede Krankengymnastik, jeder Hallenbadbesuch, als alles aus Apotheke und Drogeriemarkt. "Come Into Knowledge" war das Therapeutikum, das mich von Kopf bis Fuß auf ein anderes Level holte, tiefenentspannte, lockerte, befähigte, normal am Alltag teilzunehmen. Ein Relaxans. Irgendwas steckte da drin - ich weiß bis heute nicht, was es war, aber es wirkte.
Nun gibt es keinerlei Versprechen darauf, dass das anderen Leuten genauso hilft. Wenn man aber Beruhigendes benötigt, um sich zu beruhigen, dann steckt in RAMPs Musik eine unermessliche Kraft und Schönheit. Das malerische "Come Into Knowledge" über "winners and losers in the game of life" sinniert übers Entdecken spiritueller Liebe. Nur für die erste Hälfte des Songs gibt es einen Text. Danach lässt das Saxophon-Arrangement erkennen, aus welchem Stall Produzent Ayers stammt, dass er im Jazz sozialisiert ist. Durch die kantigen Drums, die auch sehr in den Vordergrund gemischt sind, bekommt die Nummer etwas Treibendes, Dynamisches, das Softsoul-, Lounge- und Downbeat-Sounds sonst selten haben.
"Try, Try, Try" profitiert von hypnotisch repetitivem P-Funk, den Ayers bereits in seinem Projekt Ubiquity ein bisschen ausgekundschaftet hatte. Inzwischen war er zum Experten für entsprechenden Sound geworden, der damals sehr in Mode kam. Für einen Jazzer, der mit sehr filigranen Tönen und in den Höhenregistern angefangen hatte, bog er sich erstaunlich flexibel im Bassline-Gebratzel und das mitunter richtig souverän. Bei "Try, Try, Try" biss später Mystikal für "Y'all Ain't Ready Yet" an.
Aus "Daylight" sammelte eine ganze Reihe von Leuten. Roni Size triphoppte 1995 bei "Daylight", das Tony Rich Project kuschelte sich 1996 mit dem "Leavin' (Groove Remix)" durch die R'n'B-Charts, Common machte mit Erykah Badu, Pharrell Williams und Q-Tip eine gemeinsame Version. Später knüpften Gregory Porter und St Germain an. Das Gitarren-Lick von "Daylight" signalisiert vom ersten Ton an nicht nur Licht, Sonnenaufgang, "awakening" und "brightness", sondern auch Wochenende und einen Sinn für die schönen Seiten des Lebens. Hätte ich eine Bar oder ein Café, würde ich das Lied dort jeden Tag laufen lassen. Die Keyboards klingen mehr als deutlich so, als wäre dieses Gleiten über die Tasten am Vibraphon komponiert worden. Sie enthalten aber auch Störfunk und verströmen eine Weltraum-Space-Aura. Die helle und einladende Harmoniefolge strahlt Wellness, Relaxen, Wonne und Wohlbefinden aus. Andererseits brechen psychedelische Rhythmus-Unschärfen, Hüpfer im Taktmaß und eine geheimnisvolle Mellowness in manchen Akkorden diese Lieblichkeit. Die Polyphonie aus neblig unter der Lead-Melodie säuselnden und changierenden. flächigen Klängen und der starken, lebendig springenden Keyboard-Leads betört. Der Gospel-artige Gesang wirkt bei aller "cheesy attitude professionell, sakral und ernst.
In "Look Into The Sky" trifft ein eingängiger Loop auf einen hymnischen Chorus von einer Einfachheit, die sonst Kinderreimen innewohnt. Die Sängerinnen Sharon und Sibel dürfen sich in der zweiten Liedhälfte in etlichen Ausdrucksmodi austoben: Vertrauliches Wispern und beinahe Flüstern, bluesig fordernd mit festem forte, operettenhaft trällernd, verführerisch liebkosend, und in Spoken Word-Poetry. Dieses beeindruckende Teil Vokal-Kunst findet sich als Reminiszenz in "Static" bei Ari Lennox wieder. Das triumphierende "Deep Velvet" setzt einen würdigen Abschluss unters Album und ist mit Beschleunigung und Retardierung das komplexeste und mit seinem mitreißenden Eröffnungstakt das treffsicherste Stück. Es entzieht sich den Moden und Trends der damaligen Ära und bezieht Softsoul, Fusion, Funk, Disco etctera kaum ein, ist mit seinen wippenden Tastenläufen und spratzenden Brass-Riffs eher ein unverwechselbares, uniques Stück. Dabei ist der textliche Inhalt alles andere als anspruchsvoll, und das gilt fürs Ayers-Gesamtwerk: "Your touch will set the world on fire / to keep you near me is my desire!". Das für immer namenlos gebliebene explosive Sax-Solo am Ende liefert den inbrünstigen Orgasmus des Albums.
Berühmtester Track bleibt gleichwohl "Everybody Loves The Sunshine". Hier liegt bereits die zweite Fassung vor, Ayers hatte als Roy Ayers Ubiquity im Jahr zuvor eine mit Vibraphon gemacht und das Lied hernach anders etwas anders arrangiert und von RAMP neu einspielen lassen. Den Weltruhm errang das Lied wesentlich später. Richtig gecovert wurde es äußerst selten, Incognito wagten das mal - gesampelt wurde jedoch ohne Unterlass. Es folgt eine kleine Auswahl, die wichtigsten zehn Prozent der "Everybody Loves The Sunshine"-Umverpackungen: Mary J. Blige verwendete die tolle Komposition in "My Life" und "MJB Da MVP", Common als einer der offenkundig größten Ayers-Fans in "Book Of Life". Bei Naughty By Nature hieß das Sample-Ziellied selber "Sunshine". Tupac bediente sich für "Lost Souls" und "Tattoo Tears". Die Brand New Heavies-Chanteuse N'Dea Davenport unterlegte ihren Radio-Hit "Underneath A Red Moon" mit einer Spur Ayers-Sonnenschein.
Des weiteren griffen TLC wie auch Dr. Dre zu, beide unter dem Titel "My Life". Die australischen Hilltop Hoods, Mos Def, Mobb Deeps Prodigy, The Alchemist und eine illustre bis fragwürdige Spanne von Ali As, Outkast bis Black Eyed Peas reihten sich ebenso unter die Zitierer und Recycler wie Snoop Dogg, Masta Ace und Scarface. Die jüngsten Nutzungen stammen von Joey Bada$$ ("Shine", 2020), Ghais Guevara ("C.R.B.", 2022), Larry June ("Watering My Plants", 2024) und Common mit dem ebenfalls allgemein Ayers-begeisterten Pete Rock in "When The Sun Shines Again", 2024.
Inmitten der mittlerweile vierstelligen aufgedeckten Zahl an Roy Ayers-Samples insgesamt tauchen sogar die Backstreet Boys auf, außerdem Amerie, Trancehouse-DJ Armand Van Helden, French House-Meister Etienne de Crecy, Kali Uchis, Kendrick Lamar, Madlib, Mos Def, das Rödelheim Hartreim Projekt, Silicone Soul, Slum Village, Three 6 Mafia und immer so weiter.
Auch als Vibraphonist gelangen dem Vielzitierten in seiner üppigen Diskographie zwischen 1963 und 2004 etliche sehr schöne Nummern, nur eben kein Album, das viele davon clustern würde. "I Love You Michelle" gehört auf eine Playlist seiner besten Tracks, der zappaeske Psych-Soul. "Can You Dig It?" erscheint mir essenziell, der Highspeed "Cocoa Butter" muss mit rein, ebenso der Orgel-Track "Rhythms Of Your Mind". Ayers malte mit flinken Händen am Vibraphon
das aussagekräftige "Fikisha", lebendig wie ein Mini-Hörspiel, und er schuf das eingängige "MASH Theme". Sein "When Is Real, Real?" tritt stilistisch in die Fußstapfen von Marvin Gayes "Inner City Blues (Make Me Wanna Holler)". "And Don't You Say No" ist ein weiterer "Everybody Loves The Sunshine"-Tune von ähnlicher Klasse mit der Sängerin in höchsten Höhen und Ayers im Wechselgesang mit ihr. "Everytime I See You" ist ein Masterpiece, in dem das Vibraphon wiederum als spannender Taktgeber zum Einsatz kommt. Mehr und mehr wandte sich der Komponist dann Funkrock und Disco zu und blendete seine Jazz-Wurzeln in den Hinter- und Untergrund. Als Erfinder vieler einzigartiger Riffs, süßer Akkordfolgen und spiritueller Stimmungen durchzieht er das Schaffen hunderter Stars. Somit bleibt seine Musik stets unter uns, auch wenn wir das nicht immer gleich bemerken. Klingt es wie flüssiger gleitender Sonnenschein, dann könnte Ayers oder RAMP dahinter stecken.
In der Rubrik "Meilensteine" stellen wir Albumklassiker vor, die die Musikgeschichte oder zumindest unser Leben nachhaltig verändert haben. Unabhängig von Genre-Zuordnungen soll es sich um Platten handeln, die jeder Musikfan gehört haben muss.
Noch keine Kommentare