laut.de-Kritik
Der Detroit-Rap featured Dwele, Ol' Dirty und Kanye West.
Review von Alexander EngelenSpätestens seit dem fast biografischen Blockbuster "8 Mile" über einen gewissen Slim Shady, weiß die Hip Hop Gemeinde darüber Bescheid, dass Produktionen, geschaffen innerhalb des gleichnamigen Verkehrsgürtels durchaus für Entzückung sorgen können. Ist Detroit etwa auf dem Weg das für Hip Hop zu werden, was es vor einigen Jahren, dank Motown, für R'n'B war? Jedenfalls wollen die Jungs von Slum Village auf ihrem neuen Album mit einer guten Portion Lokalpatriotismus die Köstlichkeiten ihrer Stadt an den Hörer bringen.
Doch, um es gleich vorweg zunehmen, "Detroit Deli" ist weder die endgültige Manifestation Detroits als Rap-Metropole, noch ein neues Meisterwerk aus dem Hause Slum Village. Das heißt nicht, dass der Silberling nicht in der Lage ist, zu gefallen. Er überzeugt eben eher mittelprächtig durch qualitative Durchschnittlichkeit.
Die Namen, die sich in der Feature-Sparte reihen, verheißen zwar Großes, doch lassen den Hörer meist in Ernüchterung zurück. Das ehemalige Slum-Mitglied Jay Dee hat für seine Kollegen lediglich einen Ausschussware-Beat übrig, der deutlich von der vergangenen Arbeit Dillas mit Madlib geprägt ist. Abgefahrene Sounds und der schräge Refrain dümpeln aber nur müde aus den Speakern und hinterlassen alles andere als Freude über eine Reunion.
Ol' Dirty Bastard, pardon, Dirt McGirt hat mittlerweile an seinem neuen Pseudonym so viel gefallen gefunden, dass er sich einmal mehr ziemlich "dirty" gibt. Sein Refrain ist dabei aber so farblos, wie der neptune'sche Beat aus Synthiehausen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Zusammenarbeit mit Kanye West nicht dieselben Früchte tragen wird, wie es bei den Dilated Peoples der Fall war und ist. Während "This Way" dank Über-Beat und Traum-Hook zum Hit avancierte, bringt "Selfish" lediglich anerkennendes Kopfnicken und die Erkenntnis, wie wunderbar Kanyes lockerer Rap-Style auf ein ruhiges Piano-Instrumental passt.
Bei gleich vier Tracks ist es lediglich der Refrain, der hängen bleibt. Die 08/15-Laid-Back-Stücke "Closer" und "Count The Ways" macht das Neo-Soul-Talent Dwele zu prächtigen Rap-Balladen. Beide schwimmen sphärisch daher und degradieren die Raps der eigentlichen Protagonisten zu unscheinbarem Beiwerk. "Old Girl/ Shining Star" und "Keep Holding On" featured die Sängerin Melanie Rutherford, die noch einen Schritt weiter als die traurige Gitarre geht und emotionsgeladen über die Härte des Lebens klagt.
Das erfreulichste an dem Album ist, dass die Rapper T3 und Elzhi die Produktions-Arbeit größtenteils in die jungfräulichen Hände der Newcomer Young RJ und Black Milk gelegt haben. Hinsichtlich der Qualität der Beats zwar einer Sinus-Kurve folgend, gelingen den Beiden jedoch auch Instrumentals, die sich auf der Bühne der Großen behaupten können. Gleich der Opener - "Zoom" - verspricht viel, während er mit Bass-Synthie durch die Boxen stampft. Und dann ist da noch "It's On": Die Bläser geben richtig Stoff, erstmals bekunden auch die Tanzbeine ihr Interesse an Slum Village.
Dass es ein harter Weg ist, sich im umkämpften Rap-Geschäft behaupten zu können, musste nicht nur Freestyler Rabbit in "8 Mile" am eigenen Leib erfahren. Auch Slum Village haben stets mit Kritik zu kämpfen und müssen erkennen, dass sie eben nicht zu der Riege der wahren Stars der Szene gehören. Wer sich aber die Pluspunkte, die für das Album sprechen, vorwiegend durch Gastauftritte verdient, kann nicht verlangen, in den Rap-Olymp aufgenommen zu werden. Das wäre in etwa so, wie wenn Kim Basinger nach "8 Mile" zum weiblichen Bestverdiener in Hollywood aufsteigen würde.
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