laut.de-Kritik
Century Media: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
Review von Michael EdeleNicht erst seit dem Interview mit Waldemar Sorychta wissen wir, dass Nuclear Blast und Century Media stark miteinander verwoben sind und mehr oder weniger das gleiche Geburtsdatum haben. Nachdem der große Bruder schon letztes Jahr mit zwei CDs und einer DVD ausgiebig gefeiert hat, ist nun auch das Dortmunder Label an der Reihe, die 20 vergangenen Jahre entsprechend zu würdigen.
Anstatt aber zwei Leute damit zu beauftragen, ein paar Songs zu schreiben und von unterschiedlichen Sängern einsingen zu lassen, hat das Label den Künstlern relativ freie Hand gelassen und sie gebeten, sich an Songs ihrer Labelkollegen zu vergehen. Das haben sich viele nicht zweimal sagen lassen. Heaven Shall Burn und Napalm Death haben sich sogar jeweils zwei ihrer Kollegen vorgenommen.
Die Deutschen haben sich mit "Whatever That Hurts" von Tiamat einen interessanten, wenn auch übermächtigen Song ausgesucht, während sie sich bei Merauder weitgehend auf artverwandtem Terrain bewegen. Die Engländer machen es ihnen gleich und nehmen sich zunächst mit Despair den eigentlichen Grund vor, warum es das Label überhaupt gibt, um sich später Hellhammer zu widmen.
Am interessantesten wird es immer dann, wenn sich Bands eines Songs angenommen haben, der außerhalb ihres angestammten Genres liegt. So klingt Dream Evils "Book Of Heavy Metal" in der Version von Arch Enemy auf einmal wie eine Nummer von The Haunted, Iced Earths "Watching Over Me" bekommt von Brand New Sin einen ganz neuen Touch und auch Dream Evil - die den Spieß einfach umdrehen und Arch Enemy covern - haben einen ungewöhnlichen Ansatz. Schwul klingt die Nummer trotzdem aber das war laut Booklet ja beabsichtigt ...
Dark Tranquillity haben sich mit "Broken" von Sentenced leider etwas in die Nesseln gesetzt, da Mikael Stanne gesanglich nicht unbedingt überzeugt. Die Atmosphäre geht ebenfalls ein wenig flöten. Auch Cryptopsy geben sich mit ihrer Version von Strapping Young Lad zwar Mühe, haben gegen das Original aber einfach keine Chance. Die totale Arschkarte haben aber The Gathering gezogen, die sich anhören müssen, wie Kivimetsän Druidi ihren Song "Leaves" ruinieren.
Auf gewohnt verrückte Art und Weise verwursteten hingegen Zimmers Hole den Old Man's Child-Track "Doommaker". Manntis liefern mit Maria Brink (In This Moment) eine gepimpte Version von "Heaven's A Lie" (Lacuna Coil) ab.
Gut gemacht, aber auch ein wenig witzlos, wenn eine Band wie Grave Asphyx covert oder Asphyx sich eben Celtic Frost vornehmen. Krisiun sind mit "Human Dissection" von Demolition Hammer auch nicht sonderlich weit von ihrem Stammgebiet entfernt, aber wenigstens haben sie erkannt, welch geniale Truppe die New Yorker waren. Ein Extra-Lob auch an Devian, die nicht vergessen haben, wie wichtig Morgoth für die komplette Death Metal-Szene waren.
Vom Aufwand und den Ideen her haben Nuclear Blast die Nase mit ihren beiden Scheiben doch noch etwas weiter vorne, aber auch "Covering 20 Years Of Extremes" ist eine coole Sache geworden. Beide Labels sind jedenfalls zurecht so alt geworden und bleiben uns und ihren Bands hoffentlich noch einmal 20 Jahre erhalten.
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