laut.de-Kritik
Ein Mittelfinger für Oasis-Nostalgiker.
Review von Sven KabelitzEs ist einfach herrlich, mitanzusehen, wie sich Noel Gallagher mit jeder seiner Veröffentlichungen weiter von Oasis emanzipiert und sich so zu einer Art Paul Weller der 1990er-Generation entwickelt. Klang "Noel Gallagher's High Flying Birds" zwei Jahre nach dem Aus noch deutlich nach der Britpop-Band, war bereits auf seinem dritten Album "Who Built The Moon?" weder im Songwriting noch im Soundgewand viel von ihr übrig.
Während sein Bruder Liam weiter die alte Formel bemüht und mit "As You Were" und seiner lahmen neuen Single "Shockwave" vor allem Nostalgiker bedient, zeigt Noel mit der "Black Star Dancing EP" den ewig Gestrigen, die nur etwas Neues hören wollen, wenn es genauso wie das Alte klingt, ein weiteres Mal den Mittelfinger - beziehungsweise fröhlich das V.
Auch in der Veröffentlichungspolitik stößt er die "Früher war alles besser"- und "Das war noch Musik"-Fraktion vor den Kopf. Einfach, indem er sich an heute gängige Modelle anpasst. Statt eines Albums sollen im Laufe des Jahres zwei weitere Mini-EPs folgen. Dabei gleicht es schon einer Frechheit, "Black Star Dancing EP" mit seinen gerade einmal drei Songs und zwei Remixen überhaupt als EP zu bezeichnen. Schon ziemlich mau. Zwei, drei Stücke mehr hätten es doch sein dürfen.
Die Noel Gallagher's High Flying Birds-Tracks sind längst nicht mehr die übergroßen Mitgrölnummern von einst, die man auch noch nach dem neunten London Pride auf dem Weg aus dem Pub mehrstimmig rülpsen kann. Kein "Live Forever", kein "Don't Look Back In Anger", kein "Some Might Say". Viel mehr lässt der Brite die Melodie von "Black Star Dancing" entspannt und unaufgeregt mit dem leicht psychedelischen Disco-Sound fließen.
Dabei greift er auf seine Madchester-Vergangenheit zurück, lässt die Erfahrungen, die er mit den Chemical Brothers zu Zeiten von "Setting Sun" machte, einfließen. Etwas Hot Chip dürfte der 52-Jährige in letzter Zeit auch gehört haben. Die Gitarre ist nur noch ein Instrument unter vielen, wird höchstens für das Solo noch mal lautgedreht. Sich Noel beim Schwofen vorzustellen, bringt allerdings sofort das Bild der tanzenden Theresa May zurück.
"Black Star Dancing (12" Mix)" fügt dem Song unfassbare 17 Sekunden hinzu. Wer sie findet, bekommt ein Fleißbienchen. Weit länger, aber ebenso verzichtbar, fällt der "The Reflex Revision"-Remix aus, der zu Beginn nach Rob'n'Raz' und Leila Ks "Got To Get", dem Ibiza der 1990er und einer duften Schaumparty klingt, bevor er dann doch wieder viel zu brav in Richtung des eigentlichen Songs abbiegt.
Das mit einer hypnotischen Melodie und munterem Klimpern ausgestattete "Rattling Rose" gerät dagegen um Einiges staubiger, trägt Americana-Einflüsse in sich. Den Regen von der auf dem Flohmarkt gefundenen Geräusche-Platte für Schmalfilmer, Tonband- und Diafreunde zu Beginn und zum Ende von "Sail On" hätte Noel sich sparen können. Ansonsten ein schöner, wenig aufregender, einfach gestrickter Schunkler mit Seemannstouch. "Tell the girl behind the counter that I loved her but soon I must be gone / Tell the world I'm going to miss them but I've got to find a place where I belong."
Zehn Jahre nach der Oasis-Trennung besteht die berechtigte Hoffnung, dass es nie zu einer Reunion kommen wird. Für Noel Gallagher würde diese nur einen Rückschritt bedeuten und ihn einengen.
3 Kommentare mit 2 Antworten
ich teile den spaß an der lustvollen dekonstruktion des eigenen images. allerdings würde ich widersprechen, es als eine art nostalgie vs moderne ein zu stufen. denn im grunde klangen doch nicht die ersten beiden alben nach oasis. vielmehr klang oasis songwriterisch immer durch und durch nach noel.
und da britpop eine stilistische nische ist, die jenseits aller zeitkategorien operiert, klingt die veränderung zumindest für mich deutlich nach kompletter neuerfindung ohne zeitstempel.
ich finde die Oasis/Noel Diskussion wenig konstruktiv. Was aber auffällt ist, dass schon Who Built the Moon eher mediocre war. Gute Songs wurde scheinbar eingetauscht gegen Beats, leider nicht um diese ergänzt. Alos für mich kein Fortschritt.
Wenig spannend! Ob Sixtis, ob Britpop, ob Oasis interessiert nicht. Noel Gallagher's High Flying Birds macht Musik im Jahr 2019 und 2020 wird sich keiner an den Erguss erinnern. Ganze drei Titel beinhaltet seine neue EP, selbst das ist egal und lässt einen seltsam kühl. Stell ich den Vergleich an, widerwillig , bleibt „Chasing Yesterday“ das beste was Noel gemacht hat. Deshalb auch nur kurz, ebenfalls widerwillige 2/5, vertane Zeit!
bruder wenn du hast keine zeit für verschwende mit schlechte muzik dann check mal lieber den rapper massiv du wirst beeindrukt sein
Sixtis.....
So ein Pflegefall!