laut.de-Kritik
66 beinharte Clips.
Review von Michael EdeleDer vierte Teil der Monsters Of Metal-Compilation hatte es, aus welchen Gründen auch immer, leider nicht auf meinen Schreibtisch geschafft. Nun liegt bereits der fünfte Teil vor. Und wie nicht anders zu erwarten, haben Nuclear Blast und der Metal Hammer keine Kosten und Mühen gescheut, um aktuelle Clips und fast schon angestaubte Videos auf zwei DVDs zu verteilen.
Dabei haben sich 66 Clips angesammelt, von denen in der Folge ausgewählte behandelt werden. Zum einen hätten wir da die Deathstars, die ein zum Song passendes kaltes Ambiente erschaffen und auch ein kleine Story eingearbeitet haben. Direkt im Anschluss setzen Amorphis eher auf warme Bildtöne, sind im Video aber schnarchlangweilig.
Die Meister der Tristesse von Katatonia lassen sich zumindest eine kleine visuelle Untermalung einfallen, die vom bloßen Playback-Posen absieht. Scar Symmetry setzen sich voll und ganz ins Klischee rein und lassen sich in eine brennende Häuserruinen-Szene reinschneiden.
Was sich Darkthrone da erlauben, könnte auch vom letzten Mitternachtsurlaub an irgendeinem Fjord stammen. Sorry, aber da schmeißt man sich fast weg vor Lachen.
Wie man wirklich eine dunkle und düstere Atmosphäre erzeigt, zeigen allerdings Dimmu Borgir. Die Szenen die unkenntlich gemacht wurden, dürften wohl wieder ein paar Mädels mit nackten Hupen beinhaltet haben. Das Set des Videos ist aber schon cool. Auch Immortal sind einmal mehr für ein paar Brüller gut, vor allem, wenn in einen strahlend, blauen Himmel im Hintergrund auf einmal Blitze reingeschnitten werden. Großes Kopfkino!
In Flames arbeiten mal wieder recht viel mit Computertechnik und lassen sich in Nachtaufnahmen von New York reinschneiden. Dort laufen auch einige Szenen ab, die sich zumindest mit dem Text befassen. Unearth machen im Prinzip das selbe wie In Flames, zeigen sich aber wesentlich kamerageiler und dudeln auch mal bei Tageslicht.
Children Of Bodom lassen sich wenigstens noch ein lustiges Filmchen einfallen, holzen sonst auch wieder irgendwo im Hintergrund. Allerdings bekommt nur Alex immer wieder Großaufnahmen. Soilwork zündeln eben so gerne wie Scar Symmetry. Allerdings hatte wohl an dem Tag nur Sänger Björn Zeit für den Dreh.
Das Lacuna Coil-Video ist zwar sehr stylisch und wahrscheinlich auch nicht ganz billig ausgefallen, aber irgendwie hätte ich hier auch etwas mehr erwartet. Die Botschaft des Ektomorf-Videos ist simpel, aber deutlich: Destroy capitalism, nieder mit der versnobten Oberschicht.
God Forbid nutzen ebenfalls kleine, aber feine Stilmittel, um ihre Botschaft rüberzubringen. Dabei gehen sie deutlich subtiler vor als Ektomorf und liefern ein sehr gelungenes Video ab. Die Intension von Kataklysm ist ja ehrenswert, aber ob die nun wirklich als Versinnbildlichung von posttraumatischen Stress durchgehen, wage ich zu bezweifeln.
Der zweite Silberling beginnt wieder mit einem hauseigenen Zugpferd: Gotthard machen einen auf "Sin City" und schaffen eine recht coole Atmosphäre. Heroisches Posen wie die Weltmeister ist da natürlich Ehrensache.
Nightwish präsentieren sich anschließend direkt in der Schlacht um Camelot. Egal wie man zu der Band steht, das Video ist verdammt gut gemacht und passt zum Stil der Truppe wie Arsch auf Eimer. Feurig kommt danach Ralf Scheepers von Primal Fear daher. Wer ihm allerdings den Kajal auf’s Auge gekleistert hat, gehört auch erschossen. Die Computerspiel-Grafik von 1990 ist ebenfalls nicht der Brüller.
Das Edguy Video ist beknackt ohne Ende, aber wer hat allen Ernstes was anderes erwartet? Uns U.D.O. macht im Anschluss den Peitschenmeister und sucht auch sonst eher sein Heil im Sado-Maso-Genre.
Doro wandelt quasi auf den gleichen Spuren wie Nightwish, versucht sich aber eher an "Braveheart". Dabei erinnert sich nicht ganz so sehr an Hollywood wie die Finnen, liefert aber auch einen tollen Clip ab.
Devin Townsend lässt bei "Vampira" wieder keinen Zweifel dran, dass er ziemlich einen an der Waffel hat, aber cool ist der Clip trotzdem. Auch Evergrey haben sich eine interessante Umsetzung ihres Songs einfallen lassen und setzen dabei auf sehr düsteren Elemente.
Rage haben wohl ihren Teil zum Soundtrack von "Ludgers Fall" beigetragen, jedoch ist die Wald und Wiesen-Performance nah im Comedy-Faktor. Sonderlich einfallsreich sind auch Exodus nicht, wollten aber wohl mal ein paar nette Hühner mit dicken Hupen in ihren Videos haben.
Ganz tief in der Mottenkiste haben sie gekramt, um von Sacred Reich was an die Oberfläche zu holen. Aber selbst die haben schon versucht, ihre Texte auch in bewegten Bildern dazustellen. Auch Cataract muss man ein Lob aussprechen, sind die kurzen Einspielungen doch sehr verstörend und spiegeln die Lyrics gut wider.
Destruction setzen ebenfalls auf Silicon und Computereffekte und die ganze Riege an Gastsängern effektvoll im Video um. Zum Tankard Clip fällt mir nur eins ein: Aua! Wenn Gerre sich um die Tanzstange schlängelt, rollt's mir die Zehennägel bis zum Knie.
Wie sehr sich die Finnen von Sentenced gern selber auf's Korn nehmen, zeigt "Ever-Frost". Botschaft ist angekommen, Jungs, ihr wollt mit 60 nicht mehr auf der Bühne stehen.
Den Zusammenhang zwischen Impaled Nazarene und bewaffneten Cheerleadern muss mir auch erst mal einer erklären, aber wenn man's braucht, warum nicht. Zumindest auf Peter Tägtgren ist Verlass, findet er für "Nothing" doch eine durchaus gelungene, visuelle Untermalung.
Knorkator setzen einmal mehr auf kollektives Gehirnwasserabsenken und haben bestimmt ein paar Lacher auf ihrer Seite. So viel zu den Umsetzungen, die wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert haben.
Die andere Clips liegen irgendwo zwischen Gähn und Schnarch und konzentrieren sich meist nur auf die Band, die vor einer mehr oder weniger gelungene Kulisse Playback durch die Gegend springt. Das nimmt aber immer mehr überhand. An der Auswahl der Bands gibt es meiner Meinung nach immer noch nichts zu meckern. Weitermachen!
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